Es begann mit einem Unfall. Ihr Sohn war so hart mit einem Mitschüler zusammengestoßen, dass er ein Schädelhirntrauma erlitt. Mehrere Nächte wachte Kiki Fehlauer am Bett ihres Kindes im Krankenhaus. Da sah sie die Not anderer Kinder „aus schlimmsten Familienverhältnissen, die mit schweren Verletzungen durch Stürze oder auch häusliche Gewalt in der Klinik waren“. Einfach weitermachen wie bisher – für die Frau undenkbar. Seitdem hat sich ihr Leben radikal verändert. Mit ihrem Verein „Hamburger Sternschnuppe“ setzen sich Kiki Fehlauer und ihr Mann Fabian für Kinder und Jugendliche in Not ein. Wie die kleine Ana Maria. Die Erinnerung an das Mädchen treibt Kiki noch immer die Tränen in die Augen.
Hamburger Sternschnuppe macht sich stark
Wie es ist, kein Geld für das Nötigste zu haben, weiß Kiki, aber sie beschreibt ihre Kindheit in den noblen Elbvororten als „schön und unbeschwert“. Allerdings auch geprägt von der Strenge des Vaters. „Ich bin Soldatenkind und hartgesotten. Da gab es keine Hätscheleien.“ Wahrscheinlich dadurch könne sie viel ertragen. Milde brachte ihr Mann Fabian in ihr Leben. Den Medizinstudenten lernte die Grafikdesign-Studentin damals bei einer Halloween-Party kennen. „Er als Tod, ich als Braut. Das musste zusammenkommen“, sagt die 55-Jährige lachend. Gemeinsame Wohnung, Hochzeit, 2 Kinder. Kiki war glücklich. Doch seit sie selber Mutter geworden war, beschäftigte sie die Not anderer Kinder immer wieder.
Sie brachte sich in der Kita und Schule ein, übernahm unterschiedliche Ehrenämter. Als ihr Sohn damals nach dem Unfall in die Klinik kam, war für sie klar: Sie muss selber aktiv werden. „Ich wollte persönlich für etwas stehen und garantieren, dass die Spenden auch zu hundert Prozent ankommen.“ Doch ihr Mann Fabian hatte gerade erst das „Strahlenzentrum Hamburg MVZ“ an der Langenhorner Chaussee gegründet. Kiki stieg in die Geschäftsleitung mit ein. Viel Arbeit.
Jedes fünfte Kind kommt ohne Frühstück zur Schule. Das darf doch nicht sein
Kiki Fehlauer
Als der Mediziner jedoch im Oktober 2010 von einem Kongress in Rumänien zurückkam, berichtete er ihr von den schrecklichen Zuständen auf der Kinderkrebsstation einer Klinik in Bukarest. Es fehlte nicht nur an medizinischen Geräten und Medikamenten. Selbst eine Waschmaschine, um das Bettzeug zu reinigen, gab es nicht, und die meist von weit her angereisten Eltern schliefen in den Betten ihrer schwerstkranken Kinder oder im Auto auf dem Parkplatz der Klinik.
Für Kiki war klar: Da wird sie helfen!
Und so gründete sie vor 13 Jahren gemeinsam mit Freunden den Verein „Hamburger Sternschnuppe“, der die Patenschaft der Kinderkrebsstation übernahm. Mit Spendengeldern wurden krebskranke Kinder aus Rumänien eingeflogen, um sie in Hamburg im Strahlenzentrum oder in Kliniken zu behandeln. Wie die kleine Ana Maria. Sie kam mit ihrer alleinerziehenden Mama. „Wir haben tolle Tage miteinander verlebt. Besonders schön war der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Ana Maria war so glücklich.“
Kiki blickt auf ihre Hände. Über das Mädchen zu sprechen, fällt ihr sichtlich schwer. Mit 3 Jahren hatten sie die Kleine, die an einem Hirntumor litt, das erste Mal nach Hamburg geholt. Sie wurde im Strahlenzentrum untersucht, bekam eine Chemotherapie. Zurück in Bukarest kümmerte sich eine Unterstützerin des Vereins, eine rumänische Ärztin, weiter um das Kind. Jedoch konnte Ana Maria nicht gerettet werden. Sie starb im Alter von 7 Jahren. „Mir ist es aber ein großer Trost, dass sie durch uns eine lebensverlängernde Therapie erhalten hat, wir in ihren letzten Jahren immer an ihrer Seite waren und ihr jeden Wunsch erfüllt haben“, sagt Kiki mit belegter Stimme und räuspert sich. Besonders schmerzhaft für sie: Auch die Ärztin, die sie die „Hamburger Sternschnuppe in Bukarest“ nennt, ist mittlerweile verstorben. Sie hatte Brustkrebs.
Nach wie vor hilft der Verein in Rumänien und auch in anderen Krisengebieten wie der Ukraine, doch Kiki wollte auch Kinder in Hamburg unterstützen. Seit Jahren gibt es mittlerweile die „Weihnachtswichtelaktion“, bei der Geschenke vom Verein gesammelt und an die Maria-Magdalena-Kirchengemeinde am Osdorfer Born gespendet werden. Auch andere Einrichtungen, wie der Kindergarten am Osdorfer Born und das Eltern-Kind-Zentrum wurden bereits unterstützt. An der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule durften sich die sozial benachteiligten Kinder zum Zeugnis etwas von der „Hamburger Sternschnuppe“ wünschen. „Als ich die Liste gesehen habe, kamen mir die Tränen. Es waren Wünsche wie ein Malset, eine Sporthose oder ein bestimmter Pulli, der gerade mal 9 Euro gekostet hat.“
Die Lehrer:innen berichteten, dass viele ihrer Schützlinge morgens weit vor dem Unterricht schon vor der Schule rumlungern – ohne gefrühstückt zu haben. Auch eine gefüllte Brotdose hätten viele nicht dabei. „Jedes fünfte Kind kommt ohne Frühstück zur Schule. Das darf doch nicht sein“, sagt die Mutter von 2 Kindern, die in Flottbek lebt. Deshalb realisierte die „Sternschnuppe“ das Projekt „Schulfrühstück für alle“. Seit 9 Monaten gibt es jeden Morgen Frühstück in der Schule. Engagierte Lehrer:innen und eine Ehrenamtliche des Vereins betreuen die Schüler:innen. Manchmal sind auch Kiki oder ihre Tochter Felina (18) dabei. „Die Kinder fröhlich beim Frühstück zu sehen, macht mich unsagbar glücklich. Mein Herzenswunsch ist, dass wir das Schulfrühstück auf weitere Schulen ausweiten. Wer Bedarf hat, kann sich gerne an uns wenden.“
Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt
Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 18 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.
Hilfe für Schüler am Osdorfer Born: Haspa finanziert Kicker und Tischtennisplatte für Stadtteilschule
Gutes verdient Unterstützung. Mit der Aktion „Die Bessermacher“ wollen wir nicht nur engagierte Menschen zeigen. Die Projekte bekommen auch finanzielle Hilfe und langfristige Unterstützung. Der Verein „Hamburger Sternschnuppe“ wünscht sich 2 Kickertische und eine Tischtennisplatte für die Schüler:innen der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule am Osdorfer Born.
Die Haspa kümmert sich um die Finanzierung mit Mitteln aus dem „Haspa-LotterieSparen“. Zudem wird die Haspa Othmarschen die Patenschaft übernehmen. „Die Hamburger Sternschnuppe hilft da, wo es am nötigsten ist. Das ist absolut unterstützenswert“, so Filialdirektorin Almut Heins.
Text: Wiebke Bromberg
Fotos: Florian Quandt
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