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Hamburgs Zukunftsmacher: Der ROCK KIDS e.V.

Rock Kids: Ein junges Mädchen spielt auf einer Trommel Rock Kids

Wenn die Hamburger Rock Kids loslegen, wachsen sie durch den Spaß an der Musik kinderleicht über sich hinaus. Die Haspa Reeperbahn unterstützt sie regelmäßig.


Selbstvertrauen über das Medium Rockmusik aufbauen, das geht? Und wie! Einige etablierte Damen und Herren aus dem Rock-’n’-Roll-Kosmos dürfen jetzt bitte mal mit dem Kopf nicken. Mit Minderwertigkeitskomplexen jedenfalls plagen sich Größen wie Courtney Love oder Kanye West nur äußerst selten herum. Bei den Rock Kids auf dem Kiez funktioniert das ähnlich, nur eben eine Nummer kleiner. Und das schon seit 2001. Der ehrenamtliche Verein auf dem Kiez will Kindern und Jugendlichen Erfolgserlebnisse und soziale Kompetenz in einer Band auf der Bühne verschaffen. Da, wo sich ein gelungenes Miteinander sofort ziemlich gut anhört. Die Kids kommen aus den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Verhältnissen. In diversen Musikprojekten haben sie die Möglichkeit, Instrumente auszuprobieren und gemeinsam zu rocken. Wer mitmachen möchte, ruft vorher vielleicht kurz an, schickt eine Info an Peter oder kommt einfach vorbei.

PETER IST GRÜNDER UND PROJEKTLEITER

„Das Besondere ist unser musikpädagogischer Ansatz“, erklärt Peter Achner. Und der unterscheidet sich deutlich vom klassischen Musikunterricht. Bei den Rock Kids geht es vor allem um Inklusion und einen respektvollen Umgang miteinander. Daher werden keine Vorkenntnisse vorausgesetzt und die Kurse bewusst niederschwellig gestaltet. Im Mittelpunkt steht immer der gemeinsame Spaß an der Musik. In Kooperation mit dem regionalen Bildungs- und Beratungszentrum Altona werden offene Projektnachmittage für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sowie für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren angeboten. Ideal sind dafür Schulen mit ihren Musikräumen. In ihnen werden die Teilnehmer:innen niedrigschwellig an die Instrumente Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboard und Percussion sowie an den Gesang herangeführt.

Peter Achner: „Wir wünschen uns, dass noch viel mehr Schulen Standorte für offene Musikprojekte wie unseres werden. Möglicherweise könnten dann auch andere Kinder und Jugendliche in dem Stadtteil fürs Musikmachen begeistert werden.“ Bislang haben sich tatsächlich schon Schulkooperationen über St. Pauli hinaus ergeben, beispielsweise in den Bezirken Hamburg-Altona, -Mitte und -Wandsbek. Eine typische Bandprobe sieht überall gleich aus. Alle treffen sich, und neue Teilnehmer:innen werden erst mal begrüßt. Ihnen werden dann die Instrumente und die Technik vorgestellt. Inklusive kleiner Tricks, wie das Equipment auch schon beim ersten Spielen für Anfänger:innen ein Erfolgserlebnis sein kann.

Anschließend werden Anfänger und Fortgeschrittene in Gruppen vermischt und auf die verfügbaren Proberäume aufgeteilt. Und dann wird auch schon losgerockt! Um dabei mitmachen zu können, benötigen die Kids weder Vorkenntnisse noch eine eigene Ausrüstung. Die Projekträume vor Ort sind mit hochwertigen Instrumenten ausgestattet, die auch bei Auftritten zum Einsatz kommen.

Rock Kids: "The Boss" Peter Achner hält sich dezent im Hintergrund
ROCK KIDS e.V

DIE HASPA FILIALE REEPERBAHN ROCKT MIT

Na klar, weiß man ja. Reeperbahnfestival und so. Wenn sich die ganze Reeperbahn bei ihrem weltbekannten Musikfestival zur Konzertmeile umschminkt, ist die Haspa Filiale vor Ort mittendrin. Bereits seit vielen Jahren ist sie mit ihren „Nordlichter“-Konzerten eine der ungewöhnlichsten Konzert-Locations und absoluter Geheimtipp in Sachen Newcomer-Acts. Wenn es nach Christian Schley ginge, wäre seine Filiale noch viel häufiger in Musikprojekte auf dem Kiez eingebunden. Und zum Glück geht es ja auch nach Christian Schley!

Als Filialleiter wird er gern und häufig auf lokale Unterstützung angesprochen. So hat er auch Maria kennengelernt, die jetzt bei den Rock Kids mit die Fäden zieht. „Schon vor Jahren sprach Maria mich an, damals ging es noch um ein Graffitiprojekt mit Ray de la Cruz, glaube ich. Als bei der Haspa-Förderrunde das Motto Zukunftsmacher anstand, habe ich Maria darauf aufmerksam gemacht. Sie hat sich für ihre Rock Kids darum beworben, ihre Bewerbung kam an. Ich freue mich, dass wir für den Verein eine neue professionelle Mikrofonanlage beisteuern konnten.“

DIE ROCK KIDS HABEN SOGAR IHR EIGENES FESTIVAL

Schon zum neunten Mal veranstaltete der Verein das Rock Kids Festival St. Pauli auf dem Spielbudenplatz. Ende September präsentierten sich dort alle Hamburger Projektbands des Vereins zusammen mit Bands befreundeter sozialer Musikprojekte. Es gab ein großes Trash-Drumming für alle auf dem Platz, Musikinstrumente zum Ausprobieren und Tape Art zum Mitmachen mit der Hamburger Künstlerin Anne Bracht. Der Spaß war groß und hörte bei den Bandnamen nicht auf. Ladies and Gentlemen, Rock Kids Festival proudly presents: Zitzewitzstraßenfamily, Wild Mittwoch Rockers, Rock Kids United, Feine Ukraine and many more! Headliner 2024 waren die supercoolen Kool Katz und Sukini.

DIE WISSENSCHAFT NENNT ES COMMUNITY MUSIC

In der Sozialarbeit ist das gemeinsame Musikmachen eine feste Größe. Selbstvertrauen und Frustrationstoleranz werden dabei nachweislich gefördert. Wer dabei mitmacht, lockert sich und hat es dadurch einfacher, seine Blockaden zu lösen. Gewalt, Diskriminierung und Aggression werden in ihrer Bedeutung durch Musik einfach nach hinten gedrängt. So wird der Zugang zu alternativem Verhalten frei. Eine Bandgemeinschaft funktioniert dabei wie ein stabiles soziales Umfeld. Kinder und Jugendliche fühlen sich darin ernst genommen und wollen dieses Gefühl natürlich bewahren. Konflikte können viel einfacher gelöst werden, und jeder kann sich relevant einbringen.

Christian Schley: Hier wird in Zukunft investiert, weil der Verein Rock Kids eine echte Bildungslücke für Kinder und Jugendliche schließt. Durch enge Lehrpläne und fehlende Lehrkräfte sind es die wichtigen kreativen und künstlerischen Angebote in der Schule, die als Allererstes ausgedünnt werden. Und sagen wir’s mal so: Das rockt nicht besonders. Hier auf St. Pauli steuern viele kreative Initiativen dagegen an, und die Rock Kids gehören schon lange dazu. Gibt es einen cooleren Weg, Kindern ein tolerantes Miteinander erleben zu lassen, als auf der Bühne? Wohl kaum. Darum: Mikro frei für möglichst viele junge Leute, die sonst viel zu wenig Gehör finden.

Zukunftsmacher: Personen, die sich freuen

Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt

Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 19 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.

Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)

Die ehrenamtliche Initiative gefällt dir?

Wenn du dich für weitere starke Geschichten aus Hamburg interessierst, solltest du mal bei den anderen Zukunftsmachern vorbeischauen – wie den greenKIDS, der Welcome Werkstatt, dem Afrikanischen Bildungszentrum ARCA, dem Jugendzentrum Kiebitz oder der Silbersack Hood.