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Hamburgs Zukunftsmacher: Der Anstoß e.V.

Mann hält etwas in die Kamera Anstoß e.V.

Der Lokstedter Nachbarschaftstreff Anstoß e.V. verteilt nicht nur gerettete Lebensmittel. Für Menschen in Schwierigkeiten ist er gleichzeitig Ratgeber und Freizeitprogramm. Die Haspa Lokstedt hilft dabei.

Anstoß e.V. wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, das Miteinander in Lokstedt zu erleichtern und den Stadtteil lebenswerter zu machen. Mit einer Lebensmittelausgabe für Bedürftige fing dann alles an. Dieses allererste Vereinsprojekt fand jeden Freitag in den Räumlichkeiten der Lokstedter Petruskirche statt. Auch damals schon in Kooperation mit der Hamburger Tafel, sprach sich das Angebot schnell herum. Wegen rasant steigendem Zulauf und erhöhtem Zeit und Platzbedarf stieß man in der Kirche allerdings schnell an deren Grenzen.

Eine Lösung musste her: möglichst schnell und möglichst in der Nähe. In dieser Situation zahlte sich aus, dass im Hamburger Sozialwesen die Rädchen wohl doch ganz gut ineinander greifen. Eine Anschubfinanzierung durch das Hamburger Spendenparlament ermöglichte dem Verein das Anmieten eines Ladenlokals in unmittelbarer Nachbarschaft. Seit 2008 findet die Lebensmittelausgabe in diesen Räumen statt. In die ehemalige Kneipe zwischen der Petruskirche und der Lenzsiedlung ist also das Leben zurückgekehrt – und zwar sozialer als je zuvor.

Der Andrang ist groß, und die Freude auch. Wer einen Teilnahmeausweis hat, wird herzlich gern bedient.

Im Anstoß e.V. ist Platz für die breite Angebotspalette

Der Nachbarschaftstreff liegt ideal an einem kleinen Marktplatz mit ausreichend Parkplätzen, die Räumlichkeiten sind ebenerdig gelegen und barrierefrei. Wer für die Lebensmittelausgabe angemeldet ist, zahlt pauschal 2 €. Kamen zu Beginn etwa 30 Bedürftige, sind es mittlerweile rund 350 Personen, die hier mit geretteten oder gespendeten Lebensmitteln versorgt werden.

Der beschauliche Stadtteil Lokstedt ist nicht besonders groß. Man sieht sich, man kennt sich, man hilft sich. Darauf angesprochen, zählt Mathias Saß aus der Haspa Filiale am Siemersplatz ein paar der Vorzüge auf, die sich daraus ergeben.

„Man spürt schon die Verbundenheit der Menschen hier im Quartier. Nicht selten kann man sogar so etwas wie Lokalstolz erleben. Christin Döring vom Anstoß e.V. und ich sind uns vor einigen Jahren bei den Lokstedter Lesetagen über den Weg gelaufen und ins Gespräch gekommen. Seitdem besteht unser Kontakt. Als sich bei uns Projekte für einen Zukunftsmacher-Zuschuss aus den Mitteln des Haspa-LotterieSparen bewerben konnten, gab ich ihr den Tipp. Es hat funktioniert, und nun können eine neue Computerausstattung fürs Tagesgeschäft, Stühle für den Gemeinschaftsraum und ein weiterer Kühlschrank für verderbliche Lebensmittel angeschafft werden.“

Die Lebensmittelausgabe ist längst nicht alles

Die Angebote des Vereins passen sich permanent dem Bedarf an. So findet neben der freitäglichen Lebensmittelausgabe auch ein kleiner Secondhand-Flohmarkt statt. Hier können Kleidung, Schuhe oder Haushaltswaren günstig erworben werden. Dienstags gibt es noch einen Frühstückstreff, mittwochs hat das „Café Klönschnack“ geöffnet. Es gibt Kaffee oder Tee mit meist selbst gebackenem Kuchen. Es wird geklönt, mal werden Geschichten und Gedichte vorgelesen, mal Bingo gespielt. Das Programm ist aufs Alter der Besucher abgestimmt. Mal wird eine halbe Stunde Hocker-Gymnastik gemacht, mal kommen bürgernahe Beamte vom Polizeirevier Grundstraße und klären etwa über den Enkeltrick auf. In unregelmäßigen Abständen gibt es Vorträge, beispielsweise über Ernährung im Alter.

Außerdem finden in Zusammenarbeit mit der Hamburger Tafel Kochkurse für Erwachsene statt, und einmal monatlich treffen sich Kinder für das Kinderkochprojekt. Die Angebote sind offen für Menschen aller Konfessionen, Nationalitäten und Altersgruppen. Christin Döring ordnet ihren Verein in die sozialen Strukturen des Quartiers ein: „Der Stadtteiltreff Anstoß e.V. gehört zur Kirchengemeinde Lokstedt. Wir achten bewusst darauf, dass wir nicht in Konkurrenz zu anderen Trägern der Jugendhilfe, der Gemeinwesenarbeit oder anderen Verbänden im Stadtteil laufen. Wir sehen uns klar als Ergänzung dieser Angebote.“

Das Anstoß-Team teilt sich alle Aufgaben vom Frühstückstreff bis zur sozialen Beratung und von der Sprachgruppe bis zum Flohmarkt. Man ist sich einig: Jeder Gast sollte etwas Gutes von hier mitnehmen können.

Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen sind hier unverzichtbar

Ein Großteil der Vereinsarbeit wird mit viel Spaß und Engagement von ehrenamtlichen Helfer:innen aus der Nachbarschaft übernommen. Jung und Alt arbeiten in Teams zusammen, die Aufgaben werden meist nach Neigung verteilt. Betreut werden die Hausaufgabenhilfe, Lebensmittelausgabe, Sozialberatung und Sprachgruppen. Das ehrenamtliche Frühstücksteam spricht die anfallenden Aufgaben untereinander ab und erledigt fast alles in Eigenregie. Einkaufen, Tisch decken, aufräumen, abwaschen. Ganz wichtig sind Kontakt und Nähe zu den Gäst:innen. Beim Anstoß e.V. soll sich jede und jeder gesehen und gehört fühlen. Wer also im Umgang mit unterschiedlichsten Menschen seine Erfüllung findet und idealerweise aus Lokstedt kommt, wende sich gern an den Verein. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind hier immer willkommen.

Ein fester Bestandteil des Stadtteils

Bei Anstoß e.V. haben sich mittlerweile viele Besucher:innen kennengelernt und sich angefreundet. Da es in unmittelbarer Umgebung keinen anderen Treffpunkt dieser Art gibt, hat Anstoß e.V. ein ausgesprochen treues Stammpublikum. Hier ist jede:r, egal mit welchem sozialen oder finanziellen Hintergrund, herzlich eingeladen, ein paar gesellige Stunden zu verbringen. Es ist nicht nur der Bedarf an Beratung zu verschiedenen Lebenslagen, der hier geschätzt wird. Oft sind es schon das einfache Gespräch und das interessierte Zuhören, das den Menschen hier Wärme spendet. Im kleinen Stadtteil Lokstedt in der großen Metropole Hamburg.

Zukunftsmacher: Personen, die sich freuen

Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt

Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 19 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.

Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)

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Wenn du dich für weitere starke Geschichten aus Hamburg interessierst, solltest du mal bei den anderen Zukunftsmachern vorbeischauen – wie den greenKIDS, der Welcome Werkstatt, dem Afrikanischen Bildungszentrum ARCA, dem Jugendzentrum Kiebitz oder der Silbersack Hood.