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Zukunftsmacher für Hamburg: Das Kinderkulturhaus Lohbrügge

Kinderkulturhaus Lohbrügge, Frau unterrichtet kleines Mädchen KIKU Lohbrügge

Motivierend, multikulturell, mehrsprachig: So funktioniert Leseförderung in Hamburgs Stadtteil neben der großen Wanderdüne. Die Haspa fördert mit.

Wer an Lohbrügge denkt, denkt wahrscheinlich immer zunächst an Großes. Vielleicht an die Boberger Dünen. Oder den mächtigen Wasserturm Sander Dickkopp. Doch auch die bürgerliche Stadtteilkultur ist hier großartig und individuell geprägt. Bürgerverein Lohbrügge, Lohbrügger Bürgerbühne, das Stadtteil und Kulturzentrum LOLA, Bürger- und Jugendhaus Lohbrügge, der Mädchentreff „Dolle Deerns“ … Hier im ländlichen, größten Bezirk Bergedorfs machen sie gern ihr eigenes Ding. Das Kinderkulturhaus Lohbrügge ist da keine Ausnahme.

Kulturelle Bildung für Alle ist hier das Motto

Insbesondere den Kindern und Jugendlichen, denen nicht sowieso schon alle Türen offenstehen, möchte das KIKU die kulturellen Werte nahebringen. Integration ist dabei stets mitgedacht. Deshalb liegt hier ein besonderer Schwerpunkt auf der Sprachbildung. In diversen Projekten wie Theaterspielen, Gestalten, Tanzen, Musizieren werden Kinder mit Sprachförderbedarf gefördert. Pro Jahr setzt das KIKU rund 80 kulturelle und sprachbildende Projekte um.

Kinderkulturhaus Lohbrügge, Frau gibt Unterricht
Der Leseclub hat sich zur Aufgabe gemacht, Kinder spielerisch an Bücher heranzuführen. Er will zeigen, wie viel Spaß das Lesen macht.

Damit erreicht man etwa 1.400 Kinder. Gut 80 % der Kinder und Jugendlichen in den Programmen und Angeboten kommen aus Familien mit internationaler Migrationsbiografie und lernen Deutsch als Zweitsprache. Anfang 2014 wurde dann der KIKU-Leseclub gegründet. Seine Arbeit umfasst sowohl Vormittagsangebote für Schule und Kita als auch Nachmittagsangebote im freien Bereich. Mittlerweile ist der Club das Herzstück im bunten KIKU-Angebot.

Lesen lernen mit Spaß und vielen Büchern

Erst mal entspannen und dann ran an die Literatur! Im KIKU-Leseclub nähern sich Kinder dem Medium Buch und der Literatur an. Und zwar in ihrer Freizeit. Betreut durch ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen sie nachmittags ins KIKU, um zu lesen, zu singen und zu basteln. Weil das Programm viel Spaß macht, nehmen die Kinder einen langen Tag in Kauf. Nach Schule, Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Ganztagsprogramm startet der Leseclub um 16.00 Uhr, an 3 Nachmittagen pro Woche.

Es gibt 3 offene Gruppen für Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren. Das Besondere: Die Kinder führen ein Lese-Tagebuch. Es hat sich längst zu einer Stütze in der KIKU-Kommunikation gemausert. Im Tagebuch schauen die Kinder nach, was die andere Gruppe gemacht hat und auf was sie vielleicht schon aufbauen können. Die Rechtschreibung darin ist zwar ein eigenes Thema. Aber das darf nicht verwundern. Viele der Kinder sind erst in der ersten oder zweiten Klasse und sprechen Deutsch häufig noch nicht besonders gut. Da ist es schon erfreulich, wenn das Kind überhaupt den Stift zur Hand nimmt, um etwas zu notieren. Auf jeden Fall wird so die Freude an der geschriebenen Sprache nicht verbaut. Werden die Kinder etwas älter, fragen sie dann schon häufiger: Wie schreibt man …? Denn Fehler will ja eigentlich niemand machen.

Kinderkulturhaus Lohbrügge, Alster mit Haus im Hintergrund
Der kindlichen Fantasie werden kaum Grenzen gesetzt. Hier heißt das Thema „Wasserkunst“ auf dem Bergedorfer Schlossteich.

Kamilala-Wettbewerb: Der KIKU-Leseclub gewinnt gleich doppelt

Die Kinder des KIKU-Leseclubs haben 2024 zum ersten Mal am mehrsprachigen Geschichtenwettbewerb Kamilala teilgenommen. Und das mit großem Erfolg. Kamilala ist ein Kamishibai-Wettbewerb für Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 14 Jahren. Aber was bitteschön ist Kamishibai? Es bedeutet: Papiertheater. Eine japanische Erzähltechnik, bei der großformatige Bilder in einem Holzrahmen gezeigt werden. Sie bilden die visuelle Basis einer mündlichen Erzählung. Der Kamilala-Wettbewerb findet weltweit statt. Zu seinem letztjährigen Motto „Allein geht man schneller, zusammen kommt man weiter“ entwickelten die Kinder des KIKU-Leseclubs eine eigene Kamishibai-Geschichte mit dem Titel „Das Wettrennen der Tiere“.

Über mehrere Monate arbeiteten mehr als 30 Kinder freiwillig und außerschulisch an ihrer mehrsprachigen Geschichte, den großformatigen Illustrationen und der Präsentation. Der Fleiß hat sich ausgezahlt. Die Jury kürte die Geschichte „Das Wettrennen der Tiere“ in ihrer Kategorie nicht nur zur besten Erzählung auf Deutsch, sondern gleichzeitig auch zum besten Kamishibai 2023/24. Damit vertritt die Geschichte der KIKU-Kinder unser Land beim Kamilala Suprawettbewerb, bei dem alle Kamilala-Gewinner:innen aus der ganzen Welt zusammenkommen.

Die Haspa macht den Club mobil

Cornelia Schmidt-Hoffman leitet das Bezirksamt Bergedorf. Sie sitzt im Beirat der Haspa und freut sich mit dem KIKU über seine Zukunftsmacher-Förderung. Der Zuschuss wird in ein elektrisches Lastenfahrrad investiert, um das Kamishibai-Equipment emissionsarm an die verschiedensten Orte in Bergedorf zu bringen. Es transportiert die Holzrahmen, Lautsprecheranlage, Sitzkissen fürs Publikum und dient gleichzeitig als erhöhte Bühne. „Der Leseclub ist ein wunderbares Projekt, das Kindern und ihren Familien die Teilnahme an einem kostenfreien, niedrigschwelligen Kulturangebot ermöglicht. Es setzt ein Zeichen für sprachliche und kulturelle Vielfalt und stößt Bildungsprozesse an, die nachweislich für mehr Chancengleichheit und Bildungserfolg sorgen. Wer speziell das Kamishibai einmal erlebt hat, spürt die Faszination bei den Kindern förmlich vibrieren. Eine tolle Sache!“

Zukunftsmacher: Personen, die sich freuen

Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt

Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 19 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.

Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)

Die ehrenamtliche Initiative gefällt dir?

Wenn du dich für weitere starke Geschichten aus Hamburg interessierst, solltest du mal bei den anderen Zukunftsmachern vorbeischauen – wie den greenKIDS, der Anstoß e.V., dem Afrikanischen Bildungszentrum ARCA, dem Jugendzentrum Kiebitz oder der Silbersack Hood.