Als unternehmensweites Netzwerk will wo*men@haspa darauf aufmerksam machen, dass Vielfalt für Unternehmen ein Erfolgsgarant ist und Innovation stärkt. Warum braucht es überhaupt ein Diversity-Netzwerk? Und was kann es bewirken? Ein Gespräch mit Almut Heins, Filialdirektorin in Othmarschen und Teil von wo*men@haspa.
Moin Almi, so nennen dich ja alle in der Haspa, was möchtet ihr mit wo*men@haspa erreichen?
wo*men@haspa ist ein internes Netzwerk, gegründet von Frauen der Haspa. Wir schauen auf die weibliche Perspektive in unserem Unternehmen und verstehen uns als Botschafter:innen für Vielfalt. Unser Ziel ist es, Frauen und Diversität auf allen Ebenen und in allen Funktionen sichtbar und erlebbar zu machen. Denn wir wollen die Bank für alle Menschen in der Metropolregion Hamburg sein. Eine divers ausgerichtete Haspa ist auch ein großer Vorteil für unsere Kund:innen. So können wir ihnen immer den richtigen Ansprechpartner anbieten und gemeinsam das passende Angebot entwickeln.
Weiterhin möchten wir in die Köpfe bekommen, dass das Geschlecht beim Thema Karriere keinen Unterschied macht – und dass Frauen zum Beispiel auch in Tandems super führen können oder Familie und Beruf gut vereinbar sind. Außerdem wollen wir den Kulturwandel in unserer Haspa und der Gesellschaft mitgestalten und zeigen, dass Vielfalt ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen ist. Ohne diese fallen uns Innovationen viel schwerer – und die brauchen wir besonders in unserer umkämpften Finanzbranche.
Also geht es bei euch um noch viel mehr als die reine Sichtbarkeit von Frauen?
Unser Fokus und das, was man von uns vermehrt hört oder sieht, dreht sich noch weitestgehend um Frauenthemen. Wir wachsen aber gerade zu einem größeren Diversity-Netzwerk und wollen auch dieses Thema umfassender spielen. Am Anfang hieß es erst mal: Menschen begeistern und gewinnen, um zu starten. Aus unserem Netzwerk kann aber noch sehr viel mehr erwachsen, denn alle Facetten rund um Vielfalt liegen uns am Herzen.
Seit wann gibt‘s euch und wie viele Mitglieder habt ihr?
Wir sind 2019 mit 30 Mitarbeiter:innen gestartet. Mittlerweile sind wir über 155 Netzwerkbotschafter:innen und wachsen immer weiter. Wir sind offen für alle Mitarbeitenden in unserer Haspa. In unserem Netzwerk ist der gesamte Haspa-Querschnitt abgebildet: Frauen und Männer, Be- und Vertrieb, unterschiedliche Altersgruppen, verschiedene Nationalitäten und Funktionen. Wir haben uns damals bei der Gründung bewusst für ein Sternchen zwischen wo*men entschieden, da wir für Vielfalt stehen.
In den letzten Jahren sind ja verschiedene interne Netzwerke in der Haspa entstanden – darunter auch Diversity-Netzwerke wie HaspaPride oder eben ihr mit wo*men@haspa. Was unterscheidet euch von anderen internen Communitys?
Unser Herzensthema ist es, Frauen zu fördern und die Chancengleichheit zu stärken. Natürlich sind dies nicht die einzigen Themen, wenn man Vielfalt betrachtet, aber für uns als Haspa die Sichtbarsten. Mittlerweile haben wir als Netzwerk eine Größe erreicht, mit der wir echten Einfluss und Mitgestaltung betreiben können. Nach innen und außen sind wir gut vernetzt, arbeiten zum Beispiel auch eng mit dem HaspaPride-Netzwerk zusammen.
Almut Heins„Wir möchten unsere Kund:innen dabei unterstützen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.“
Warum ist Vielfalt für Unternehmen ein relevantes Thema?
Vielfalt ist eine tragende Säule. Denn viele Studien belegen, dass Unternehmen mit diversen Führungsteams deutlich erfolgreicher agieren, innovativer und krisenresistenter sind. Und auch divers zusammengesetzte Teams entwickeln kreativere Ideen und Lösungen. Sie bringen unterschiedliche Sichtweisen ein, die oft schneller zu Ergebnissen und innovativen Produkten führen. Deshalb möchten wir in unserem Haus das Bewusstsein verankern, dass es unterschiedliche Stärken braucht, um langfristig erfolgreich zu sein.
Außerdem ist es unser Herzenswusch, die Kund:innen der Haspa dabei zu unterstützen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Das ist wichtig, da Frauen im Schnitt niedrigere Einkommen und Renten haben als Männer – aber länger leben. Die Lebenssituationen sind einfach so facettenreich, dass 0815-Lösungen nicht infrage kommen können. Hier müssen individuelle, auf die persönliche Lebenssituation passende Finanzlösungen her. Daran arbeiten wir. Außerdem vernetzen wir uns auch mit anderen Unternehmen in der Metropolregion, die ebenso Wert auf Vielfalt legen. So können wir noch mehr voneinander lernen.
Spannend. Was habt ihr denn konkret schon auf die Beine gestellt?
Wir haben uns in crossfunktionale Workstreams aufgeteilt und arbeiten so agil an unterschiedlichen Themen. Ich nenne gern mal ein paar Highlights. Der Workstream „Externe Netzwerke“ hat zum Beispiel ein unternehmensübergreifendes Mentoringprogramm entwickelt, welches wir Anfang des Jahres pilotieren.
Ein anderer Workstream bespielt in unserer Mitarbeiter-App einen frei abonnierbaren Kanal. Hier machen wir tolle Frauen aus der Haspa sichtbar, stellen relevante Informationen zusammen oder schaffen mit unserem Format „Factfriday“ Transparenz und geben Anregungen. Eine wurde sogar durch unsere Personalabteilung direkt aufgegriffen. Um gezielt Bewerberinnen anzusprechen, wird in internen Stellenausschreibungen nämlich nun folgender Passus aufgenommen: „Offen für Teilzeit, Vollzeit und Jobsharing.“
Außerdem arbeiten wir daran, die Wege nach einer Elternzeit zurück ins Arbeitsleben noch attraktiver zu gestalten. Das ist wichtig, damit wir als Haspa keine Potenziale verlieren. Auch hier ist ein Workstream dran und hat dafür gerade einen Aufruf in der Haspa gestartet.
Dann gibt es noch einen Workstream, der für alle Mitarbeiter:innen der Haspa einmal im Monat einen Kurzimpuls anbietet. Dafür gewinnen wir interne und externe Speaker:innen, die von ihren Herzensthemen berichten und ihr Wissen gern teilen. Meine Kundin, Daniela Landgraf, war auch schon dabei und hat einen spannenden Vortrag zum Thema „Selbstwert ist Geld Wert“ gehalten.
Und natürlich möchten wir das Thema Frauen und Finanzen weiter nach vorn bringen. Dafür haben wir zusammen mit dem Sparkassen Innovation HUB an einer Studie mitgearbeitet und ergründet, ob Frauen eigene Finanzdienstleistungen benötigen. Also viele bunte Themen, an denen wir dran sind. Und da ist noch so einiges in der Pipeline, man darf also gespannt bleiben!
Und welchen Effekt bringt das Netzwerk dir ganz persönlich?
Freizeitverlust, Gegenwind und einen Emanzen-Status (lacht). Nein, im Ernst: Natürlich gibt es Menschen, die bei dem Wort „Frauennetzwerk“ oder „Diversitätsnetzwerk“ sofort die Augen verdrehen. Und natürlich birgt es auch Risiken, sich klar zu positionieren. Denn wer eine Meinung hat, wird angreifbar.
Was mir an dem Netzwerk so gefällt, ist, dass ich so viele spannende Menschen in der Haspa kennenlerne und auf das Thema Vielfalt in Zusammenhang mit Innovation und Unternehmenserfolg aufmerksam machen kann. Ich möchte mit den negativen Vorurteilen, die manche Menschen vielleicht mit Frauennetzwerken verknüpfen, brechen. Außerdem haben wir so viele tolle Männer und Frauen in unserer Haspa, die gemeinsam – und darauf liegt auch die Betonung bei wo*men@Haspa – so viel mehr für unser Haus erreichen können. Und letztlich profierten doch alle davon: Kund:innen, Mitarbeiter:innen und die Haspa.
„Ich laufe lieber voran als einen Rückstand aufzuholen.“
Almut Heins
Was treibt dich an, so viel Energie in das Netzwerk zu stecken?
Der feste Glaube daran, dass wir Frauen noch einen viel größeren Schulterschluss entwickeln sollten, um uns gegenseitig zu empowern. Zudem glaube ich fest daran, dass wir uns als Haspa noch gemeinsam entwickeln können und müssen. Und ich laufe – wie beim Hockey auch – lieber voran als einen Rückstand aufzuholen. Wir haben jetzt die Chance, unsere Zukunft zusammen zu gestalten.
Gerade einmal rund 28 Prozent aller Führungskräfte in Deutschland waren laut destatis im Jahr 2020 weiblich. Du bist Filialdirektorin und Prokuristin. Wie setzt man sich als Frau in der Finanzwelt durch?
In den meist eher männlich geprägten Führungsetagen ist das manchmal gar nicht so einfach und ich habe etwas gebraucht, meinen Weg zu finden. Am wichtigsten ist es, authentisch zu sein, mit all seinen Stärken und Schwächen. Ich habe es leider auch schon häufiger erlebt, dass Frauen schnell in Schubladen gesteckt werden. Ist eine Frau zu erfolgreich, so ist sie auch schnell verrufen – leider auch bei anderen Frauen. Sie ist bestimmt „gemein“, „arrogant“, „emotional“ oder „zickig“. Gesellschaftlich verankerte Vorurteile gibt es ja so einige. Leider urteilen manche Menschen dann auch nur vom Hörensagen, statt sich ein eigenes Bild zu machen. Deswegen bin ich auch ein Teil des Netzwerkes, um mit typischen Stereotypen aufzuräumen.
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Liebe Almi, danke für das offene Gespräch. Viel Erfolg und Power euch weiterhin!