Meist sorgen erst prominentere Namen oder auffällig ungewöhnliche Lebenswege dafür, dass die Black Community in Deutschland in den Fokus rückt. Den Hamburger Jung Yared Dibaba kennt man natürlich. Auch, weil er seine Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Einflussnahme so zielstrebig wie charmant zu nutzen versteht. Oder denken wir an „Sam – Ein Sachse“. Die Story von Samuel Meffire, dem ersten Schwarzen Polizisten Ostdeutschlands. Sein Leben wurde zum Bestseller und füllt eine ganze Serie im Pay-TV. Doch das sind nur 2 Beispiele unter sehr vielen anderen. Für die weniger bekannten Menschen der Black Community macht sich deshalb das kleine Kulturzentrum ARCA e.V. – Afrikanisches Bildungszentrum – stark.
Millicent Adjei hat den Verein (ARCA – Afrikanisches Bildungszentrum e.V.) bereits 2011 gegründet
Die Gründungsinitiatorin treibt den Verein neben ihrem Job unermüdlich voran: In Altona engagiert sich ein ambitioniertes kleines Kulturzentrum für die Black Community in Hamburg. Mit der Haspa steht dem Verein jetzt ein weiterer Förderer zur Seite. Torsten Stallbohm, Millicent Adjei und Yared Dibaba beim Austausch über die ARCA-Ziele.
„Wir haben wirklich sehr klein angefangen, einen Raum fürs Geschichtenerzählen aus der Schwarzen Perspektive zu schaffen. Wir, das sind Hamburgerinnen und Hamburger mit unterschiedlichen Professionen und Kompetenzen. Für die Lebenssituation von Afrikanerinnen und Afrikanern, Schwarzen Deutschen und afrodiasporischen Menschen kann noch so viel Positives getan werden. Durch unsere Arbeit möchten wir den gesellschaftlichen Wandel hin zur mehr Diversität und Partizipation in Hamburg bereichern und verbreiten.“
Die Fasiathek ist das Herzstück des Vereins
Wer die Räumlichkeiten des Vereins in der ehemaligen Altonaer Viktoria-Kaserne betritt, steht direkt in der Fasiathek. Das will allerdings erst mal geschafft sein. Denn die Besucherführung über den Hinterhof durch die Flure ist auch so ein Thema, das Millicent lieber heute als morgen verbessern möchte. Doch aktuell steht Wichtigeres an. Auch die Haspa Förderung als Zukunftsmacher ist für die Anschaffung weiterer Literatur und Bibliotheksmöbel für die Fasiathek verplant.
Bibliothek, Treffpunkt, Archiv, Ausstellungsraum und Poetry-Werkstatt zugleich: Die Fasiathek ist seit März 2022 Dreh- und Angelpunkt für nahezu alle ARCA-Aktivitäten. Ein liebevoll eingerichtetes Wohnzimmer, in dem afrikanische Geschichten erzählt, afrikanische Kulturen gefeiert und das Bewusstsein über die Vielfalt der afrikanischen Diaspora geweckt wird.
Hier sind alle Menschen in Hamburg eingeladen, die Geschichte aus einer afrikanischen Perspektive kennenzulernen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Ein großer Traum wäre es, möglichst bald eine Vollzeitkraft bezahlen zu können. Dann würden die Öffnungszeiten des Vereins nicht mehr so stark von den verfügbaren Zeitfenstern der Ehrenamtlichen oder von Millicent Adjei abhängen.
Namensgeberin der Bibliothek ist die Schwarze deutsche Musikerin Fasia Jansen. Geboren 1929 als Tochter des liberianischen Generalkonsuls
und seines weißen deutschen „Zimmermädchens“ Elli Jansen, erlebte sie rassistische Ausgrenzung und Diskriminierung von Kindheit an. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ihre Laufbahn als Protestsängerin. Für ihr soziales und politisches Engagement bekam sie 1991 das Bundesverdienstkreuz.
Ein Stück schwarze Heimat: Wo sonst, wenn nicht in Altona
Aufgeschlossenheit signalisieren die geöffneten Tore des Altonaer Stadtwappens bereits seit 1664. Wer heute hier lebt, wohnt in einem multikulturellen Umfeld: Fast 20 % der mehr als 21.000 Einwohner:innen kommen aus einem anderen Land, mehr als jeder Dritte hat eine Migrationsgeschichte. Wer nur einmal über die Altonale geschlendert ist, wird das bestätigen.
Ein Viertel, in dem sich auch Torsten Stallbohm von der Haspa seit zig Jahren wohlfühlt. „Seit ich bei der Haspa bin, betreue ich Gewerbekund:innen in Altona. Über meinen Tisch läuft der Kontakt zu ARCA, über Yared kam die Empfehlung. Jetzt liegt nicht nur die Kontoführung des Vereins bei uns, jetzt fasziniert uns auch die Tragweite seiner Ziele.“
„Hier entsteht Zukunft, weil sich die Etablierung von mehr Vielfalt in der Gesellschaft zwangsläufig als Bereicherung bemerkbar macht. Es stimmt, dass das Leben bunt ist, wenn man es zulässt. Wer nur einmal über die Altonale geschlendert ist, wird das bestätigen. Es ist bewundernswert, mit welcher Power der Verein ARCA die Selbstermächtigung Schwarzer Menschen, insbesondere der Frauen, als Vision versteht und so pragmatisch wie professionell unterstützt. Für die Hamburger Black Community ist es eine großartige Sache, eine eigene Bibliothek zu besitzen, dort in der eigenen Sprache zu sprechen, Perspektiven zu diskutieren oder gemeinsam Traditionen zu pflegen.
Torsten Stallbohm, Haspa Altona
Yared ist ein Unterstützer im besten Sinne
Diversity oder, wie er op Plattdütsch sagt, „Kuddelmuddel“: Yared Dibaba ist selbst in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen. Vielfalt ist für ihn ein großer Schatz, aus dem wir alle schöpfen können. In den seltenen Fällen, in denen er kein Mikrofon in der Hand hält, arbeitet er daran, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Als Schirmherr von Gesellschaften, als Botschafter für soziale Themen, als Vermittler im Haspa Beirat für Altona. Ein echter Glücksfall, nicht nur für den ARCA e.V.
Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt
Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 18 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.
Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)
Darf es noch ein bisschen mehr Engagement und Nachhaltigkeit sein?
Du interessierst dich neben dem Afrikanischen Bildungszentrum noch für weitere starke Geschichten aus Hamburg? Dann schau auch mal bei den anderen Zukunftsmachern vorbei – wie den greenKIDS oder der Welcome Werkstatt.