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Das Phoenix-Viertel. Ein schwieriges Quartier mit hoher Kriminalitätsrate, ausgeprägtem Drogenhandel und großer sozialer Not. In dieser Ecke
Harburgs ist das Löwenhaus längst eine Institution. Hier finden sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche täglich das, was ihnen zu Hause nicht geboten werden kann. Verlässliche Strukturen im Alltag, altersgerechte Ansprache und regelmäßig warmes Essen. Der Großteil der hier lebenden Familien bezieht staatliche Leistungen und lebt an der Armutsgrenze, viele auch darunter. Mit hohem persönlichen Einsatz seines Teams versucht das Löwenhaus, die grundlegendsten Bedürfnisse seiner Löwenkinder zu decken, wie sie hier genannt werden.
Das Löwenhaus unter dem Dach des Arbeiter-Samariter-Bundes wendet sich an Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren. Sie kommen aus der direkten Nachbarschaft, haben familiäre Schwierigkeiten, kommen in der Schule schwer mit oder sind nach Schulschluss auf sich allein gestellt. Aktuell kommen hier Löwenkinder mit Wurzeln aus 18 Ländern dieser Welt vorbei. Sie sprechen mehr als 20 verschiedene Sprachen.
Das Team vom Löwenhaus ist täglich neu gefordert
Ein bunt gemischtes Team aus Sozialpädagog:innen, Erzieher:innen, freiwilligen ehrenamtlichen Helfer:innen, Praktikant:innen und einer Ökotrophologin kümmert sich um das Wohl der Kinder. Anders als in anderen Einrichtungen arbeitet jede:r im Team hier allumfassend. Das heißt, jede:r packt möglichst das sofort an, was im Moment am dringlichsten zu tun ist. Das Team ist mit täglich wechselnden Notwendigkeiten konfrontiert, die durch die Herkunftsfamilien der Kinder und Jugendlichen nicht erfüllt werden können. Sie reichen von der Hausaufgabenbetreuung im hausinternen „Lernlabor“ bis zum begleiteten Zahnarztbesuch.

Weit mehr als eine Suppenküche
Leckere und gesunde Mahlzeiten werden im Löwenhaus großgeschrieben. Die Mittagessen und Snacks werden täglich frisch zubereitet. Im Normalbetrieb bekommt jedes Kind zweimal täglich ein ausgewogenes Essen. So kommen pro Tag um die 100 Mahlzeiten auf den Tisch, in der Woche summiert sich das auf über 600 gut gefüllte Teller. Das Löwenhaus bietet sogar Kochkurse an, um die Kinder an gesunde Ernährung heranzuführen. Ein absolutes Wochenhighlight! Dann zaubert der Koch Dennis Waldmann gemeinsam mit den Kindern immer neue Gerichte. Sie lernen Schälen, Schnippeln, Braten, Garen und Kochen als Alternative zum Fast Food von der Straße. Ganz nebenbei verrät Dennis außerdem, warum Körperhygiene auch in der Küche so wichtig ist und weshalb man darauf achten sollte, sich ausgewogen zu ernähren und sein Immunsystem zu stärken.
Um den jungen Besucher:innen ihren Tag darüber hinaus mit Perspektiven zu gestalten, gibt es ein umfassendes Angebot. Dazu zählen individuelle Nachhilfe, Sport und Kreatives, Ausflüge, Familienarbeit und vieles mehr. Immer wieder werden Jugendliche zudem im Rahmen von Berufsvorbereitungsprojekten gefördert. Viele Ex-Löwenkinder kommen später ins Löwenhaus zurück, um sich als freiwillige Helfer:innen dort nützlich zu machen.
Auch Harburgs Haspa passt ins Kiezkonzept
Haspa Regionalleiter Andreas Römer kennt das Löwenhaus schon lange und die soziale Situation vor Ort sowieso. Als er der Löwenhaus-Leiterin Houda Mbarek den Zukunftsmacher-Scheck überreicht, dreht sich ihr Gespräch um lokales Zusammenwirken im Allgemeinen und neue Perspektiven für die Zukunft. „Ein paar Fördersummen aus dem Haspa LotterieSparen konnten wir ja schon häufiger vermitteln. Zum Beispiel für Lunchpakete der Kids. Auch private Kleiderspenden fanden schon den Weg über unsere Filiale ins Löwenhaus. Unsere Arbeit hier im Quartier unterscheidet sich in einigen Aspekten tatsächlich recht wenig. Hier wie dort ist jeder willkommen und findet eine Ansprache, die ihm weiterhilft.“
Houda Mbarek ergänzt: „Die persönliche Schiene ist immer die beste. Mir fällt dazu ein wunderbares Beispiel ein. Die Mutter eines unserer Löwenkinder ist Schneiderin. Seit Jahren hilft sie uns, wenn’s etwas zu Nähen oder Flicken gibt hier bei uns. Klappt alles nach Plan, wird sie in unseren Räumen bald ein Nähcafé anbieten.“

Kreative und persönliche Weiterentwicklung
Sinnstiftender Freizeitgestaltung zur persönlichen Entfaltung wird im Löwenhaus viel Platz eingeräumt. Viele Kinder und Jugendliche wissen sonst einfach nicht, wohin mit ihrer Power. Wie schnell kreative Energie auch auf die schiefe Bahn führen kann, weiß hier im Phoenix-Viertel jeder. Darum setzt sich das Löwenhaus-Team so unermüdlich dafür ein, die Kinder davor zu beschützen. Regelmäßig findet im Haus die Kinderkonferenz „KiKo“ statt. Betreuer:innen sind zwar begleitend dabei, vorbereitet und geleitet wird sie aber von jeweils einem
der älteren Kinder. Alle Kids bringen sich aktiv in Problemthemen und Projekte ein, um selbstbestimmt zu Lösungen zu kommen.

Digitalisierung als Zukunftsmacher-Aspekt
Digitalisierung als existenzieller Bestandteil unserer Welt ist im Löwenhaus ein großes Thema. Houda Mbarek berichtet: „Auch uns wurde speziell zu Beginn der Coronakrise extrem klar, wie wichtig die digitalen Wege sind. Whats-App-Gruppen mussten persönliche Treffen ersetzen, wir haben digitale Adventskalender in die Familien geschickt, Angebote mussten komplett neu gedacht werden. Jedenfalls, wenn wir sie nicht aus dem Programm streichen wollten. Unsere Online-Backkurse waren damals zum Beispiel eine super Sache, mit großem Zuspruch von allen Seiten.“ Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien entscheiden auch im Berufs- und gesellschaftlichen Leben über Teilhabe oder nicht.
Viele Löwenkinder sehen eher den schnellen Smartphone-Spaß, als es als Tool für sich selbst zu verstehen. Auch hier setzt die Betreuung im Löwenhaus an. So klärt das Löwenhaus in Sachen Datenschutz auf, erklärt den Unterschied zwischen Augmented und Virtual Reality, zeigt ganz praktisch, was künstliche Intelligenz bedeutet und wie wir als Gesellschaft davon profitieren können. Besonderes gewichtet wird das Thema
Coden. Das Löwenhaus gibt hier Einführungskurse und fördert jene Kinder, die sich besonders dafür interessieren. Selbst die Hamburger Hacker School war schon zu Gast, um zukunftsorientierte Bildungsarbeit zu leisten und die Kinder auf die ihnen bevorstehende und sich immer schneller ändernde Berufswelt vorzubereiten. Im Rahmen dieses Angebots besteht zudem eine Kooperation mit der Stadtteilschule Maretstraße.
Ein Säulen-Konzept trägt hier alles
Alle Projekte des Löwenhauses vom Ausflug bis zum Workshop liegen dem sogenannten Fünf-Säulen-Modell zugrunde. Dessen tragenden Säulen heißen Gesundheit, Weiterentwicklung, Bildung, Chancengleichheit und Digitalisierung. Alles unter dem Aspekt umfassender
Nachhaltigkeit. So erklärt sich auch, wie fließend die Übergänge innerhalb der Angebote im Löwenhaus sind. Gesundes Essen hat mit Ökologie zu tun, die ohne das Wissen darüber keine Chance hat, und so weiter und so fort. Die Verleihung des Harburger Nachhaltigkeitspreises 2022 bescherte dem Löwenhaus beim Projekt „Harburg grünt & blüht“ den ersten Platz. Die Arbeit des Löwenhauses findet also auch draußen ihre verdiente Beachtung.

Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt
Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 19 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.
Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)
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Wenn du dich für weitere starke Geschichten aus Hamburg interessierst, solltest du mal bei den anderen Zukunftsmachern vorbeischauen – wie den greenKIDS, der Welcome Werkstatt, dem Afrikanischen Bildungszentrum ARCA, dem Jugendzentrum Kiebitz oder der Silbersack Hood.