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Immer weniger Filialbesuche: Was ist da los?
Laut BILD, die sich auf eine Umfrage der C24 Bank bezieht, würden sowohl Online-Banking und Online-Bezahldienste als auch Kartenzahlung immer beliebter werden. Laut besagter Umfrage wären 35 % der Deutschen in den vergangenen 12 Monaten nicht einmal in einer Bankfiliale gewesen. Auch das Haspa Trendbarometer aus Mai zeigt auf, dass die Hamburger:innen bei der Bezahlung im Geschäft mit 39 % die Girocard bevorzugen.
Ein möglicher Grund: Während die Haspa über ein flächendeckendes Netz mit rund 100 Filialen in der Hamburger Region aufwartet, sorgen mehr und mehr reine Online-Banken für immer weniger Bankfilialen.
Doch was würde das für die Zukunft bedeutet? Bargeld abschaffen in Deutschland – geht das eigentlich so einfach? Schauen wir uns einmal an, was überhaupt dafür sprechen würde.
Bargeld abschaffen: Was dafür spricht, was dagegen
Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick darüber, was mögliche Vorteile und Nachteile wären, wenn Bargeld künftig abgeschafft werden würde:
Bargeld abschaffen Vorteile | Bargeld abschaffen Nachteile |
Effizientere und kostengünstigere Zahlungsabwicklung | Möglicher Verlust von Anonymität & Privatsphäre bei Zahlungen |
Mögliche Reduzierung von Geldwäsche & illegalen Aktivitäten | Ausschluss bestimmter Gesellschaftsgruppen (z. B. Ältere, Obdachlose) |
Hygienischer als Bargeld, besonders in Pandemiezeiten | Größere Abhängigkeit von Technologie und Stromversorgung |
Erleichterung von grenzüberschreitenden Zahlungen | Mögliche Überwachung durch Staat oder Unternehmen |
Bessere Kontrolle über Geldflüsse für Steuerbehörden | Größere Schwierigkeit für z. B. Straßenmusiker:innen und Spendensammlungen |
Vereinfachung von Mikrozahlungen | Verlust der Möglichkeit, negativen Zinsen auszuweichen |
Reduzierung von Produktions- und Transportkosten für Bargeld | Potenzielle Datenschutzrisiken |
Erleichterung von automatisierten Zahlungsprozessen | Verlust eines greifbaren Wertgegenstands |
Wichtig an dieser Stelle zu erwähnen wäre, dass trotz eines derzeitig zu beobachtenden Trends hin zu mehr digitalen Zahlungen in Deutschland, derzeit keine konkreten Pläne bestehen, eine vollständige Abschaffung des Bargelds umzusetzen.
Dennoch plant beispielsweise die Europäische Zentralbank die Einführung eines digitalen Euros. Dieser soll jedoch eher der Ergänzung dienen und nicht die vollständige Abschaffung des Bargelds bedeuten.
Reduzierung von Geldwäsche
Bargeld abschaffen könnte einen erheblichen Beitrag zur Bekämpfung von Geldwäsche leisten. Kriminelle Organisationen nutzen oftmals große Mengen Bargeld, um illegale Gewinne in den Wirtschaftskreislauf einzuschleusen. Durch rein digitale Transaktionen würden alle Geldflüsse nachvollziehbar werden und könnten somit von Behörden leichter überwacht werden. Dies würde es Kriminellen deutlich erschweren, ihre illegalen Einkünfte zu verschleiern.
Für mehr Insights zum Thema schau dir doch auch einmal unseren Artikel zu Falschgeld erkennen an.
Kontaktloses Zahlen ist hygienischer
Besonders zu Corona-Zeiten hat sich gezeigt, dass kontaktloses oder mobiles Bezahlen hygienischer ist als der Umgang mit Bargeld. Geldscheine und Münzen wechseln nämlich häufig den/die Besitzer:in und können Krankheitserreger übertragen. Digitale Zahlungsmethoden reduzieren hingegen den physischen Kontakt beim Bezahlvorgang und können so zur Verminderung der Verbreitung von Infektionskrankheiten beitragen.
Effizientere & kostengünstigere Zahlungsabwicklung möglich
Ein bargeldloses System könnte die Zahlungsabwicklung erheblich effizienter und kostengünstiger gestalten. Grund hierfür: Die Produktion, der Transport und die Lagerung von Bargeld verursachen oftmals hohe Kosten für Banken und Unternehmen. Digitale Transaktionen können hingegen in Sekundenschnelle und mit vergleichsweise minimalen Kosten abgewickelt werden. Dies könnte zu Einsparungen führen, die potenziell an Verbraucher:innen weitergegeben werden könnten.
Bargeld abschaffen birgt auch Nachteile: Verlust von Privatsphäre
Ein wesentlicher Nachteil der Bargeldabschaffung wäre hingegen der Verlust von Privatsphäre bei finanziellen Transaktionen. Jede Zahlung würde eine digitale Spur hinterlassen, die potenziell nachverfolgt werden könnte. Persönliches Kaufverhalten und finanzielle Entscheidungen könnten dadurch für Unternehmen und möglicherweise auch für staatliche Stellen transparenter werden. Der Schutz persönlicher Daten würde zu einer noch größeren Herausforderung.
Verlust eines greifbaren Wertgegenstands
Bargeld hat für viele Menschen einen psychologischen Wert als greifbarer Wertgegenstand. Es vermittelt vielen ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle über die eigenen Finanzen. In diesem Zusammenhang steht beispielsweise auch der Trend des Cash Stuffings mit seinen diversen Spar-Challenges. Mit der Abschaffung von Bargeld würde dieser Aspekt des Geldes verloren gehen.
Schwierigkeit für bestimmte Gesellschaftsgruppen
Die vollständige Abschaffung von Bargeld hin zur reinen Digitalisierung des Zahlungsverkehrs könnte für bestimmte Gesellschaftsgruppen erhebliche Probleme verursachen: Ältere Menschen, die mit digitalen Technologien weniger vertraut sind, könnten Schwierigkeiten haben, sich an ein bargeldloses System anzupassen. Auch für Menschen ohne Bankkonten, wie etwa Obdachlose oder Geflüchtete, wäre der Zugang zum Zahlungsverkehr deutlich erschwert. Dies könnte zu einer verstärkten sozialen Ausgrenzung dieser Gruppen führen.
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Exkurs zum digitalen Euro
Der digitale Euro ist eine geplante elektronische Form des Euros, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) entwickelt wird. Er soll als digitale Ergänzung zum physischen Bargeld dienen. Das Ziel: eine sichere, schnelle und effiziente digitale Zahlungsmöglichkeit für alle Bürger:innen und Unternehmen in der Eurozone.
Der digitale Euro würde direkt von der EZB ausgegeben und könnte über eine App oder eine physische Karte genutzt werden. Er soll beispielsweise Vorteile wie reibungslosere Zahlungsabwicklung, niedrigere Kosten und bessere finanzielle Inklusion bieten.
Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz und möglicher Auswirkungen auf das Banksystem. Die EZB befindet sich derzeit noch in einer Vorbereitungsphase. Die tatsächliche Einführung des digitalen Euros wird voraussichtlich nicht vor 2027/28 erwartet.
Fazit: Warum Bargeld abschaffen in Deutschland eher unwahrscheinlich ist
Die vollständige Abschaffung von Bargeld in Deutschland erscheint aus mehreren Gründen als eher unwahrscheinlich:
- Obwohl der bargeldlose Zahlungsverkehr in den letzten Jahren zugenommen hat, bleibt die Barzahlung für viele Deutsche eine bevorzugte Methode.
- Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo Kreditkarten und Debitkarten dominieren, schätzen viele Deutsche die Anonymität und Kontrolle, die Bargeld ihnen bietet.
- Zahlreiche Geschäfte, insbesondere kleinere Läden, aber auch Verkäufer:innen auf Floh- und Wochenmärkten akzeptieren nach wie vor ausschließlich Scheine und Münzen.
- In Deutschland gibt es (derzeit) kein gesetzliches Bargeld-Limit für Transaktionen, was die Nutzung von Bargeld für größere Käufe ermöglicht. Ausnahme bildet hier nach Sanktionsänderungsgesetz 2 der Kauf einer Immobilie in Deutschland, welcher seit Inkrafttreten Ende 2022 nicht mehr mit Bargeld abgewickelt werden kann.
- Während bargeldlose Zahlungen wie Überweisungen und Kartenzahlungen zunehmen, bleibt das Thema Bargeld emotional besetzt. Viele sehen es als Symbol für finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit von Banken und staatlicher Kontrolle.
- Die Bundesbank betont regelmäßig die Wichtigkeit von Bargeld als verlässliches Zahlungsmittel.
- Auch die Tatsache, dass nicht jede:r Bürger:in Zugang zu einem Konto oder digitalen Zahlungsmöglichkeiten hat, spricht gegen eine vollständige Abschaffung.
Stattdessen ist es wahrscheinlicher, dass Deutschland einen Mittelweg findet, bei dem bargeldlose Zahlungsmethoden gefördert werden, ohne Bargeld komplett abzuschaffen.