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Es geht darum, die Menschen zu verstehen

Schoene

Guido Dittkuhn ist seit zwölf Jahren Filialleiter bei der Hamburger Sparkasse. Rund um seine Filiale an der Lange Reihe ist Vielfalt Programm.

Guido, die Filiale in der Langen Reihe ist dem bunten Stadtteil St. Georg beheimatet. Hast du dort ein ganz besonderes Publikum?

Guido: Ja, das ist so. Die Arbeit ist in jeder Hinsicht abwechslungsreich. Geht es um Finanzen, ist bei uns alles vertreten. Die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen sind daher auch sehr verschieden. Zudem gibt es keine Nationalität, die es in St. Georg nicht gibt. Das macht echt Spaß. Deswegen hatte ich mir auch gewünscht, hier zu arbeiten.


Was war das Skurrilste, das du in der Filiale in der Langen Reihe bislang erlebt hast?

Skurril muss man das nicht nennen. Aber es passieren täglich Dinge, die woanders eher seltener vorkommen. Etwa dann, wenn ein Trans-Mensch verständlicherweise den Wunsch äußert, statt mit seinem auf dem Ausweis eingetragenen Namen anders angesprochen und genannt zu werden. Da soll dann statt Christian Müller eben Martina Müller auf der Karte stehen. Natürlich gibt es für uns gesetzliche Vorgaben, aber es gibt da durchaus Lösungen, wie wir dem Bedürfnis entsprechen können.


Klingt nach Vielfalt. Macht sich die denn auch im eigenen Team bemerkbar?

Wir sind aktuell 14. Darunter Frauen, Männer, ältere und junge Mitarbeiteninnen. Es gibt verschiedene Nationalitäten. Das hat praktischen und unternehmerischen Nutzen für uns, weil auch unsere Kund:innen vielfältig sind. Das ist unser Kiez. Und es geht darum, die Menschen zu verstehen. Das schafft Vertrauen. Leider haben wir grade einen Kollegen verloren, der Farsi spricht. Das war natürlich sehr hilfreich im Gespräch mit afghanischen Kunden.

Guido Dittkuhn ist seit zwölf Jahren Filialleiter an der Lange Reihe

Und der Umgangston? Ist der in der Langen Reihe lockerer als in anderen Filialen?

Ja, das auf jeden Fall. Und das kann ich auch aus eigener Erfahrung beurteilen. Denn ich habe vorher eine Filiale in einem sehr bürgerlichen Stadtteil geleitet. Bei uns ist man sehr schnell miteinander vertraut und beim Du. Das ist auch an anderen Standorten wie auf dem Kiez und in Eimsbüttel so. Wir leben und arbeiten eben mit der Nachbarschaft und versuchen, auf die Menschen einzugehen.

Gibt es bei der Haspa ein Diversity-Management und wenn ja: Wird es auch gelebt?

Ja. Wir haben zum Beispiel einen Junioren-Beirat, der die jungen Menschen in den Blick nimmt. Auch die weibliche Sicht der Dinge spielt eine wichtige Rolle. Unser schwul-lesbisches Netzwerk wurde vonCoronaein wenig eingebremst, früher haben wir uns einmal im Monat getroffen. Schon lange sind wir auf dem CSD vertreten. 2017 durften wir sogar zusammen mit HamburgPride den Führungstruck stellen. Davor sind wir als Gruppe mitgelaufen. 2022 hoffen wir, wieder mitfahren zu können. Intern bedeutet dieses Netzwerk eine viel größere Sichtbarkeit. Und es gibt einen Austausch über Themen der Vielfalt.

An welche Themen denkst du da?

Zum Beispiel, was zu berücksichtigen ist, wenn ein schwules Paar gemeinsam etwas kaufen will. Als mein Mann und ich unsere Wohnung gekauft haben, mussten wir das extra notariell absichern. Natürlich hat die Möglichkeit der Heirat einiges vereinfacht, aber nicht alles. Über solche Themen sprechen wir.

Welche Rolle spielt Diversität bei der Personalplanung?

Eine große Rolle. Als Filialleiter schaust du immer auf dein Team und dessen Zusammensetzung. Da geht es um die Frage: Was brauche ich? Wünsche lassen sich leider nicht immer komplett umsetzen, weil auch die entsprechenden Mitarbeiter:innen erst mal gefunden werden müssen. Aber ja, wir achten stark auf Vielfalt. Wir haben übrigens sogar schon eine Kollegin in einer Abteilung gewonnen, nur weil sie uns auf dem CSD gesehen hatte. Es gibt das interne Netzwerk wo*men@haspa, gegründet von Frauen im Unternehmen.

Was kann ein solches Netzwerk bewegen?

Es bedeutet Austausch über Unternehmensgrenzen hinaus. Frauen und Finanzen, das ist ein ganz wichtiger Bereich, da ist Beratung extrem wichtig. Das Netzwerk wirkt intern und extern.

Wie engagiert sich die Haspa gesellschaftlich und für lnklusion sowie Integration?

Es gibt bei der Mitarbeiterschaft kaum noch eine Nation, die es nicht gibt. Das ist Integration pur, es sind 15 Sprachen vertreten. Und unsere Filialen sind weitestgehend barrierefrei. Wir haben eine Kollegin, die Gebärdensprache beherrscht. Sie fährt durch die Filialen, berät dort. Durch unser Nachbarschaftskonzept gibt es viele kleine thematische Veranstaltungen und Austausch im Stadtteil. Es gibt jede Menge Kleinst-Institutionen, die wir mit Förderung unterstützen – zum Beispiel Kulturabende und den Sucht- und Wendepunkt e. V.