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„Bei finanziellen Entscheidungen nie blind vor Liebe sein“ und „Auch kleine Beiträge schaffen auf Dauer Reichtum“ – das empfehlen Frauen anderen Frauen. In einer Umfrage haben über 1.000 Frauen ihren jüngeren Ichs Finanzratschläge gegeben. Die Botschaft ist klar: Sei unabhängig, empfehlen 54 % der befragten Frauen, über die Hälfte (51 %) rät zu klugen Entscheidungen, und jede zweite Frau ab 45 Jahren (52 %) betont, dass finanzielle Entscheidungen nicht von der Liebe abhängen sollten.
Die Bedeutung von finanzieller Unabhängigkeit für Frauen wird besonders deutlich in den Altersgruppen von 35 bis 50 Jahren, die oft mit geringem Einkommen, Erziehungszeiten und Teilzeitarbeit zu kämpfen haben.
Denn die Finanzwelt war in der Vergangenheit von Männern und Partnern dominiert. Doch immer mehr Frauen setzen sich mit ihrer finanziellen Zukunft auseinander und stärken die Idee der Female Finance. Warum eine aktive Auseinandersetzung mit Finanzthemen für Frauen wichtig ist, haben wir mit Haspa Filialleiterin Dilek Knüpfer besprochen. Mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung berät sie ihre Kunden:innen und hilft ihnen, ihre finanzielle Unabhängigkeit zu planen. Ihr Motto dabei: Einfach machen!
Die finanzielle Herausforderung für Frauen
Was sind die aktuellen Herausforderungen für Frauen? Warum beschäftigen sich Frauen selten mit ihren Finanzen?
Dilek Knüpfer: Die Herausforderung liegt darin, dass heute immer noch in den meisten Familien die klassische Rollenverteilung gegeben ist. Das heißt, die Frauen kümmern sich um die Kinder, der Partner um die Finanzen. Und das, obwohl mittlerweile immer mehr Frauen mindestens in Teilzeit arbeiten und zum Familieneinkommen beitragen. Durch den Vollzeitjob Zuhause fällt das Thema „eigene Finanzen“ in den Hintergrund.
Dabei ist es gerade in der beschriebenen Konstellation besonders wichtig, sich um die Altersvorsorge zu kümmern, da dort entweder keine oder nur geringe Zahlungen in die gesetzliche Rentenkasse fließen.
Wir empfehlen unseren Kund:innen, sich so früh wie möglich mit der eigenen Finanzplanung zu beschäftigen – konkret: Anfangen zu sparen und sich abzusichern. So beraten wir viele junge Frauen, zum Beispiel bei Ausbildungsbeginn, und stellen ein Finanzkonzept auf: Diese finden sie auch gut und sehr sinnvoll. Allerdings erleben wir immer wieder, dass sie von den Eltern gebremst werden. „Du bist noch so jung, das kannst du später machen“ oder „Das brauchst du nicht“ – die Empfehlung von Zuhause widerspricht also der Beratung.
Die Rolle der Finanzberatung
Was können Frauen tun, um mehr im Finanzmarkt aktiv zu sein?
Als Erstes sollten wir Frauen uns Zeit für unsere Finanzplanung nehmen. Das heißt, sich beraten zu lassen – und das am besten regelmäßig. Sich in den Beratungsgesprächen alle Möglichkeiten aufzeigen zu lassen und offen für den Finanzmarkt zu sein. Das ist sehr gut investierte Zeit in die eigene finanzielle Unabhängigkeit. Im Vordergrund sollte die Frage stehen, was und in welchem Umfang Kund:innen etwas tun wollen. Wenn man früh genug startet, kann man auch mit kleinen Beträgen viel erreichen.
In der Beratung ist es wichtig zu betonen, dass jeder Cent zählt und man früh anfangen sollte, eine Routine zu entwickeln. Es soll selbstverständlich sein, Geld beiseite zu packen und zu leben. Genau darum geht es: Spaß und Routine für die eigene Finanzplanung zu entwickeln. Als meine Tochter ihr erstes Geld verdient hat, haben wir uns gemeinsam hingesetzt und einen Finanzplan erstellt, wie sie eigenständig sparen, sich absichern und gleichzeitig genießen kann.
Bereit für den nächsten Schritt?
Im Job und im Alltag bekommst du alles geregelt. Doch wie sieht es mit der finanziellen Unabhängigkeit heute und im Rentenalter aus? Mach etwas für dich und werde deine eigene Finanzministerin.
Empowerment durch Finanzbildung
Bei der Recherche ist schnell aufgefallen, dass Female Finance online kaum gesucht wird. Ganz anders war es auf Social Media: Da ist das Thema überaus präsent. Besonders die junge Generation ist diesbezüglich sehr aktiv. Wie ist bei der Finanzbildung da die Verteilung zwischen jungen Frauen und der älteren Generationen. Wie holt man Letztere ab?
Das gelingt nur, wenn das Thema überall und dauerhaft präsent bleibt. Wir bei der Hamburger Sparkasse können das nur, indem wir unsere Kund:innen immer wieder ansprechen, individuell und ganzheitlich beraten, unabhängig davon, aus welchem Anlass sie zu uns kommen. Dabei geht es um Themen wie Absicherung, finanzielle Unabhängigkeit in jedem Alter und Aufstellung einer eigenen finanziellen Strategie. Darüber hinaus laden wir unsere Kund:innen zu Female Finance Veranstaltungen nur für Frauen ein. Auf diesen Veranstaltungen informieren wir ganz allgemein zum Beispiel über Themen wie Altersvorsorge, gesetzliche Rentenansprüche, Sparen und Anlage. Das Besondere dabei ist es, dass Frauen unter sich sind und ihre Fragen platzieren können.
Die Resonanz ist gar nicht schlecht. Einige Kundinnen sind etwas zurückhaltend oder irritiert, gerade dann, wenn sie in einer glücklichen Beziehung oder Ehe sind, wo das „Gemeinsame“ im Vordergrund steht. Es wird befürchtet, dass es darum geht, Frauen „aufzustacheln“. Mit Female Finance Veranstaltungen möchten wir Frauen dazu animieren, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen. Das heißt, ihre Altersvorsorge aktiv zu gestalten oder sich und ihre Familie oder Partner abzusichern. Das ist ja auch für die gemeinsame finanzielle Situation gut. Die Veranstaltungen sind selbstverständlich nicht nur für Frauen in Beziehungen, sondern auch für Single-Frauen.
Würdest du in solchen Beratungsgesprächen bestimmte Strategien vorschlagen oder ist das sehr individuell?
Grundsätzlich kann jede Strategie und jedes Produkt das Richtige sein. Insofern kommst du nicht um eine individuelle Beratung drumherum. Ich muss als Beraterin wissen, was dein Plan ist und welche Vorstellungen du für deine Zukunft hast. Das Gute ist heutzutage, dass nichts in Stein gemeißelt ist und wir das stetig anpassen können. Die Lösungen, die wir anbieten, sind flexibel und können verändert werden. Da kann man den finanziellen Fahrplan neu richten und individuell gucken, was für die aktuelle Lebenslage am sinnvollsten ist.
Investieren für Frauen
Warum investieren viele Frauen noch nicht?
Schade ist, dass sich die meisten Frauen keine Investments zutrauen. Sie lassen sich verunsichern und haben Angst vor den Risiken. Letztlich ist es auf dem Kapitalmarkt wie auf dem Meer: Dein Schiff bewegt sich in den Wellen, es geht mal rauf und mal runter. Manchmal hast du Angst vor dem Auf und Ab oder dir wird durch das Schaukeln schlecht, aber das gehört dazu.
Und ja, es kann im schlimmsten Fall passieren, dass dein Schiff untergeht. Auch darüber muss offen gesprochen werden: Eine Geldanlage in Aktien, Fonds, ETFs, Anleihen etc. hat auch Verlustrisiken. Deshalb ist ja die umfassende Beratung so wichtig. Dabei geht es auch darum, welches Produkt das richtige für welchen Zweck ist. Wenn du sagst: „Mein Schiff muss zu einem festen Datum im Hafen einlaufen“, dann wäre zum Beispiel Festgeld sinnvoller. Aber wenn du sagst: „Ich will langfristig anlegen und weiß, dass die See stürmisch sein kann, und ich komme im Zielhafen an, wenn das Wetter genau richtig für mich ist und ich habe die Ausdauer dafür“, dann hast du gute Chancen, dafür auch Renditen oberhalb der Inflationsrate erreichen.
Die Zukunft von Female Finance
Du hast es gerade mit den Chancen angeschnitten. Wie steht es um die Chancen und die Zukunft von Female Finance? Bist du positiv gestimmt und siehst du – gerade mit der Gen Z – dieser Bewegung hoffnungsvoll entgegen?
Absolut! Wenn ich die junge Generation betrachte, dann ist deutlich zu erkennen, dass das Verständnis viel präsenter ist. Ob bei Paaren oder der eigenen Person, das Thema Female Finance wird glücklicherweise immer wichtiger. Das finde ich richtig gut und sehe, dass das Konzept bedeutender wird. Wir müssen dran bleiben, denn die junge Generation ist offen dafür. Ob Gleichberechtigung, Diversität oder Selbstständigkeit, da sind sie dahinter und es wäre schade, wenn man die Leute verliert.
Wichtig ist es, dass wir darauf achten, dass Female Finance Veranstaltungen nicht zu Verkaufsaktionen werden, sondern die Beratung im Vordergrund steht und das Thema präsent bleibt. Das heißt auch, eine Regelmäßigkeit in die Gespräche hineinzubringen und auf die Angebote hinzuweisen. Ganz wichtig: Nicht zu viel Zeit lassen und den Kontakt zur Unterstützung bei der Planung wahrnehmen.
Wie du jetzt starten kannst
Female Finance muss nicht erst morgen in Angriff genommen werden. Du kannst auch heute schon anfangen, dir einen Überblick über deine Finanzen und Gender Pricing zu verschaffen. Das ist besonders wichtig, um Altersarmut bei Frauen zu vermeiden. Und wenn du gerade dabei bist, schau doch in unsere Finanztipps für junge Leute, um dein nächstes Finanzziel zu erreichen!