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Der Mann fürs Grobe: Karate-Tommy
Thomas Born, der unter dem Kiez-Namen Karate-Tommy berühmt und berüchtigt wurde, war der starke Arm der sogenannten Nutella-Bande. Die Zuhälterorganisation war neben der GMBH einer der beiden großen Player auf dem Hamburger Kiez der 1970- und 1980er-Jahre. Thomas Born war Vize-Europameister im Kickboxen und Inhaber einer Kampfsportschule. Als Karate-Tommy war er verantwortlich für die Abteilung Stress bei den Nutellas. „Wenn von außen Gefahr kam, hat das Telefon bei mir geklingelt“, erzählt er in der NDR-Dokumentation „Als die Killer auf den Kiez kamen“. Ende der 1980er wanderte er für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis wegen Zuhälterei und Körperverletzung. 2015 starb er im Alter von 68 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.
Der Pate von St. Pauli: Wilfried „Frieda“ Schulz
Wilfried Schulz war der Pate von St. Pauli. In den 1960er-Jahren baute er sich ein Imperium im Hamburger Rotlichtmilieu auf. Der Kiez tanzte praktisch nach seiner Pfeife. Als österreichische Zuhälter nach Hamburg kamen und Schulz das Revier streitig machen wollten, ließ er den Hauptakteur der Wiener Zuhälter mit einem Messer traktieren und vor das Hafenkrankenhaus legen. Es kam zu der bekannten Szene vor Gericht. Demnach antwortete das Opfer auf die Frage, wie es sich die Verletzungen zugezogen habe: „Ich bin ins Messer gefallen.“ Daraufhin fragte der Richter: „Sieben Mal?“. Danach hatte der Kiez-Pate Schulz wieder Oberhand. Sein Einfluss nahm ab, als in den 1970er-Jahren erst die Zuhälter-Organisation GMBH und dann die Nutella-Bande auf den Kiez drängten. Schlussendlich begann das ganze System zu wackeln, als die Angst vor AIDS die Einnahmen einbrechen ließ und der Handel mit Kokain als zweite Einnahmequelle an Bedeutung gewann. Als Schulz 1983 vor Gericht gebracht wurde und dreieinhalb Jahre Haft wegen Steuerhinterziehung und eines gefälschten Bootführerscheins bekam, endete seine Ära endgültig.
Der Lebe-Mann: Lamborghini-Klaus
Klaus Barkowsky, auch Lamborghini-Klaus oder der schöne Klaus genannt, ist eine der wenigen Kiez-Größen, die heute noch am Leben sind. Er gehörte zu den Anführern der Nutella-Bande. Seinen Spitznamen bekam er, weil er in den 70ern seinen Lamborghini Countach zum Statussymbol machte und weil er in Hochzeiten bis zu 15 Frauen für sich anschaffen ließ. Unter anderem mietete er dafür Räume in einem der großen Bordelle der damaligen Zeit: dem Eros-Center. Heute lebt er in Altona und arbeitet als Künstler. Die Amazon-Serie „Luden“ erzählt seine Geschichte und vom Aufstieg und Fall seines Zuhälterkartells.
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Der, der den Kodex brach: Wiener Peter
Der gebürtige Österreicher Peter N. alias Wiener Peter kam in den 70ern nach Hamburg. Mit seinem Partner Chinesen-Fritz führte er eine Bordell-Etage in dem großen Puff Palais d’Amour. Er erarbeitete sich schnell einen Ruf auf dem Kiez. Die Stimmung kippte, als ihm zu Ohren kam, dass Chinesen-Fritz seine Frauen aus dem Bordell rausziehen wollte. Das wollte der Wiener Peter nicht hinnehmen und beauftragte den Auftragsmörder Werner Pinzner damit, den Partner aus dem Weg zu räumen. Das erledigte Pinzner am 28. September 1981 mit drei Schüssen in der Kneipe „Zur Ritze“. Damit setzte der Wiener Peter den Ehrenkodex, nach dem man Auseinandersetzungen im Milieu mit den Fäusten regelte, erstmals außer Kraft. Danach ließ er noch weitere Widersacher aus dem Weg räumen. „Vom Wiener trennt man sich nicht, vom Wiener wird man getrennt“, wurde zum geflügelten Wort auf dem Kiez. 1986 wurden sowohl der Auftraggeber als auch der Killer verhaftet. Der Wiener-Peter bekam lebenslänglich. 2001 wurde er jedoch frei gelassen. Heute soll er auf Ibiza leben.
Das M in GMBH: Der schöne Mischa
Michael Luchting, einer der Gründer und das M in GMBH, war zuständig für das Poussieren (Anwerben) und die Betreuung der Prostituierten. Für diesen Job war der gut aussehende, braun gebrannte Schwabe genau der Richtige. Doch durch die AIDS-Angst und den Kokain-Handel und -Konsum änderte sich die Situation auf dem Kiez. Zusätzlich plünderte der Rest der GMBH das Vermögen des schönen Mischa, als dieser nach einer Party auf Gran Canaria einsitzen musste. Nach seiner Rückkehr war er pleite und machte seinem Leben ein Ende, indem er sich in der Lüneburger Heide erhängte. Böse Zungen behaupteten damals, jemand habe mit der Schrotflinte unter ihm gestanden, während er sprang. Dergleichen konnte aber nie bewiesen werden.
Der göttliche Zuhälter: Stefan Hentschel
Als die Karriere als Boxer scheiterte, startete Stefan Hentschel seinen kometenhaften Aufstieg auf dem Hamburger Kiez. Schnell schwang er sich auf, eine der stärksten und gefürchtesten Kiez-Größen zu werden. Sogar ohne Zuhälterorganisation konnte er sich behaupten. Die Frauen zeigten sich gern mit dem gut gebauten, charmanten Luden. Den Spitznamen „der göttliche Zuhälter“ gab er sich selbst. Wegen einer Auseinandersetzung stand er ebenfalls auf der Abschussliste des Wiener Peter. Nur durch Zufall entging er dem Tod durch den St. Pauli-Killer Pinzner. Viermal wurde er allerdings durch Messerstiche und zweimal durch Schüsse verletzt. Ein abgebrochenes Bierglas sorgte dafür, dass er auf dem rechten Auge blind wurde. 1994 stieg er aus dem Rotlichtmilieu aus. Am 18. Dezember 2006 schloss er sich im Boxkeller in der Ritze ein und erhängte sich.
Der St. Pauli-Killer: Werner Pinzner
Der Fall Werner Pinzner ist einer, der in die Kriminalgeschichte einging. Noch bevor er sich einen Namen auf dem Kiez machte, musste Pinzner bereits 10 Jahre in Santa Fu einsitzen wegen eines Einbruchs. Schon während seiner Haft träumte er von einer Karriere auf dem Kiez. Nach seiner Haftstrafe lernte er den Wiener Peter kennen. Für ihn erledigte er ohne Skrupel eine ganze Reihe an Auftragsmorden. 1986 gelang es einer Sonderkommission schließlich den Mörder zu überführen und festzunehmen. Was die Ermittler nicht wussten: Während Pinzner auspackte, plante er schon seinen Abgang. Bei seiner letzten Vernehmung am 29. Juli 1986 passierte das Furchtbare: Seine Frau Jutta trug zu dem Termin eine Waffe versteckt in ihrem Slip. Sie gab vor, auf die Toilette zu müssen, verstaute die Waffe dann in ihrer Handtasche, an die ihr Mann leichter rankommen konnte. Pinzner sprang während der Vernehmung auf, schnappte sich die Waffe, schoss erst auf den Staatsanwalt Wolfgang Bistry, erschoss dann seine Frau und schließlich sich selbst. Bistry erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen.