Zum Inhalt springen

Hamburgs Zukunftsmacher: Hof Bullerbü in Steilshoop

Stephan Wallocha

Willkommen auf Hof Bullerbü! Als kleine dörfliche Idylle schmiegt er sich mitten in die stadtbekannte Großwohnsiedlung Am Borchertring. Hier ist ständig gut zu tun, und die Haspa ist dabei.

Am Fritz-Flinte-Ring 41a ist eine nagelneue Infrastruktur für Steilshoop entstanden, die man hier sicher nicht zwingend erwartet. Auf dem großen naturnahen Hof- und Außengelände steht ein Ensemble aus Gebäuden, wie man sie aus Schweden kennt. Massives Holz, ochsenblutrot gestrichen, weiße Akzente, freundliche Einrichtung, alles frisch renoviert. Auf dem Nordhof: die neue Kita. Sie steht in direkter Nachbarschaft zum neuen Tierhaus, dem Osthof. Mittendrin ein Unverpackt-Bioladen mit Lieferdienst und nachhaltig betriebenem Hofcafé.

Richtig vermutet: der Mittelhof. Im Südhof schließlich eine handwerkliche Betriebsstätte mit Ausbildungsmöglichkeiten fürs Malergewerbe. Sie nennen sich hier die Hofmaler. Alles strahlt eine zufriedene Gemeinschaft aus, und so ist das auch gedacht. Geborgenheit, Lebensqualität, Identifikation, Glück … Alles schwingt hier irgendwie mit. Für Angestellte, Kita-Kinder sowie junge und alte Besucher:innen ist Hof Bullerbü eine Oase im Alltag, die allerdings auch viel Arbeit macht.

Petra Lafferentz von der Alraune (links) und Haspa Regionaldirektorin Dörte Paulsen (rechts) treffen sich vor dem neuen Eingangstor von Hof Bullerbü.

Im neuen Tierhaus Steilshoop

Das neue Steilshooper Tierhaus hier am Standort lädt Kinder, Familien und erwachsene Tierfreunde ein, während der Besuchszeiten unangemeldet vorbeizukommen. Zum Schauen, Staunen und Streicheln. Es gibt hier Kaninchen, Meerschweinchen, Papageien, Mini-Shetties, Fische, Möwen, Ziegen, Lämmchen und, und, und … Und Jens, die Bartagame.

Wenn möglich, begleiten Mitarbeitende des Tierhauses die Besucher:innen. Zum einen, weil die Tiere natürlich recht unterschiedlich auf Nähe reagieren. Zum anderen, um neugierige Fragen kompetent und freundlich zu beantworten. Auch beim Füttern darf geholfen werden, ebenso beim Pflegen der Tiere. Immer unter den wachen Augen des Personals.

So sieht nachhaltiger Tierschutz aus

Im Steilshooper Tierhaus landen häufig Tiere aus Haushalten oder dem Tierheim. Es gilt hier dann nicht nur, sie vorbildlich zu pflegen oder neue Halter:innen für sie zu finden. Hier besteht auch die tolle Chance, speziell die Jüngsten unter den Gästen sehr anschaulich weiterzubilden. Kinder sind die Erwachsenen von morgen. Also geben alle auf Hof Bullerbü ihr Bestes, um ihnen auf unmittelbare und direkte Weise Empathie zu vermitteln.

Für den respektvollen Umgang mit Tieren, für andere Menschen aller Altersklassen, für die Natur und unsere gesamte Erde. Kinder müssen verstehen, dass Tiere ebenfalls fühlen und Bedürfnisse hegen und alle Menschen so gut behandelt werden möchten wie sie selbst. Je mehr Kinder das begreifen, desto besser. Und umso mehr Erwachsene wird es dann mal geben, die unsere Gesellschaft und damit unsere Welt als lebenswerten Platz erhalten.

Renoviert und investiert werden muss immer

Petra Lafferentz leitet den Verein Alraune und dessen Hof Bullerbü. Sie berichtet von den Wurzeln des Projektes. „Die Alraune wurde 1984 durch Mitarbeiter:innen der SAGA-Mieterberatung und dem Steilshooper Amt für soziale Dienste gegründet. Seit 2003 heißen wir Alraune gGmbH. Das Ziel war es, als Stadtteilverein für soziale Arbeit und Forschung Hamburg Jugendlichen aus Steilshoop ein Beschäftigungs- und später ein Ausbildungsangebot zu machen – bis zum Berufsabschluss. Zudem sollte die Arbeit den Selbstwert der Jugendlichen und das Wohnumfeld aufwerten. Genauso wichtig war die Idee, Mädchen und jungen Frauen bessere Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Diese Ziele verfolgt die Alraune mittlerweile auch über Steilshoops Grenzen hinaus.

Hortence und Eileen freuen sich auf neue Café-Gäste

Alraune gGmbH umfasst etwa 35 Betriebsstätten unterschiedlicher Größe in den Hamburger Bezirken Wandsbek, Nord, Eimsbüttel und Mitte. Wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt ist jedoch Steilshoop geblieben, wo vor allem das Café seit über 20 Jahren ein gern besuchter gastronomischer Treffpunkt im Zentrum der Siedlung ist.“ Der neue Hof Bullerbü Hof ist wochentäglich von 8 bis 18 Uhr sowie an den Wochenenden während der Öffnungszeiten des Tierhauses sowie des Ladens und des Cafés geöffnet.

Nachts ist er gut verschlossen. Vor allem, um die Tiere keiner Gefahr auszusetzen. Um die gut frequentierten Gebäude und Gelände in Schuss zu halten, werden Meister, Gesellen und Auszubildende der ansässigen Produktionsschule auf dem Gelände eingespannt – wo immer es geht. „Fremdkosten vermeiden“, zwinkert Petra Lafferentz. Und die jungen Maler am Zaun winken ihr lachend zu.

Die neue Kita hat Platz für 135 Kids

Alraune gGmbH ist aktives Mitglied beim Verein Soziale Arbeit und Fortbildung SAFO und damit auch in der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit Hamburg e.V. (LAG). Die Träger arbeiten im Rahmen der Quartiersentwicklung Steilshoop eng zusammen, so auch beim Kita-Betrieb auf Hof Bullerbü. Die Kita ist eng mit der Konzeptentwicklung des Tierhauses verknüpft. Die nagelneuen Kita-Räume im Nordhof sind für 55 Krippenkinder und 80 Elementarkinder ausgelegt, mit großem Sport- und Bewegungsraum. Pädagogische Fachkräfte, Auszubildende und Jugendliche aus der Produktionsschule sorgen hier Hand in Hand dafür, dass der Alltagsbetrieb für die Lütten seinen familiären Charme nie verliert. Natürlich wird täglich frisch gekocht.

Das Tor zu dieser heilen Welt kommt von der Haspa

Als die Haspa Regionaldirektorin Dörte Paulsen auf Hof Bullerbü vorbeischaut, ist herrliches Sommerwetter. Sie freut sich über das massive Holztor am Eingang, das mit dem Zukunftsmacher-Zuschuss fertiggestellt werden konnte. „Ja, das ist toll geworden. Auch hier haben die Handwerker aus unserer Produktionsschule ganze Arbeit geleistet. Eigentlich fehlt jetzt nur noch die LED-Beleuchtung. Aber die dunkle Jahreszeit kommt ja erst. Wie Sie sehen: Es gilt, Prioritäten zu setzen.“

Auf einem Rundgang über das Gelände berichtet ihr die Bullerbü-Chefin von der Herkulesaufgabe, dieses Projekt auf Spur zu halten. Von den vielen kleinen Momenten des Glücks, wenn etwas gut läuft auf dem Hof. Aber auch von den endlosen Wegen durch die Instanzen, bis etwas durchgewinkt wird. Oder eine Finanzierung steht. Gut vernetzte Quartiersarbeit und clevere Ideen sind es, die zählen. „Um nur mal ein kleines Beispiel zu nennen: Für eine Tasse Kaffee in unserem Café zahlt man sehr kleines Geld. Es sei denn, man möchte den Freundschaftspreis zahlen. Der ist höher. Dann läppern sich auch hier ein paar Extra-Euros zusammen, die uns an anderer Stelle irgendwo gut tun.“

Petra Lafferentz ist schon ewig dabei

Zufällig fiel die Kita-Eröffnung im Juni 2024 fast auf den Tag genau auf ein persönliches Jubiläum der Alraune-Geschäftsführerin. Seit 40 Jahren
legt sich Petra Lafferentz für den Verein ins Zeug. Die Chefin von Bullerbü mag davon zwar kein großes Aufheben machen. Ein wenig Stolz schwingt trotzdem mit, wenn sie auf diesen langen Weg zurückblickt. Spricht’s, verabschiedet sich und verschwindet wieder durchs neue Hoftor. Natürlich ist wieder irgendwo irgendwas zu organisieren.

Zukunftsmacher: Personen, die sich freuen

Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt

Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 19 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.

Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)

Die ehrenamtliche Initiative gefällt dir?

Wenn du dich für weitere starke Geschichten aus Hamburg interessierst, solltest du mal bei den anderen Zukunftsmachern vorbeischauen – wie den greenKIDS, der Welcome Werkstatt, dem Afrikanischen Bildungszentrum ARCA, dem Jugendzentrum Kiebitz oder der Silbersack Hood.