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Möwen in Hamburg: Eine (nicht ganz ernst gemeinte) Typologie

Möwe sitzt auf einem Brückengeländer Unsplash / Randy Graf

Wir sind für diesen Artikel mal unter die Hobby-Ornithologen gegangen und haben uns umgeschaut, was in Hamburg so alles an Möwen rumfliegt. Und? Mit welcher Art kannst du dich identifizieren?

Die Lachmöwe in Hamburg: Kleiner Vogel, laute Stimme

Die Lachmöwe ist dir bestimmt schon mal in Hamburg begegnet. Sie zählt mit 37 Zentimetern zu den kleineren Möwenarten, vielleicht tritt sie deshalb auch lieber in einer großen Gruppe auf. Wenn sich sehr viele Exemplare zusammenfinden, kann das eine Geräuschkulisse wie an einem Sommerabend auf der Piazza vom Schulterblatt erzeugen, so wie in diesem Video. Lassen große Gruppen im Kanon ihr heiseres Geschrei ertönen, klingt das fast schon wie spöttisches Gelächter.

Das ist eine Erklärung dafür, woher die Lachmöwe ihren Namen hat. Die andere leitet sich vom Wort „Lache“ ab, einer alten Bezeichnung für See. Der Vogel ist nämlich nicht nur an der Küste anzutreffen, sondern auch im Binnenland, bevorzugt an großen Süßwassergewässern. Wenn also mal etwas Möwenartiges in Bayern oder Baden-Württemberg euren Weg kreuzt, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Lachmöwe. Optisch ist der Piepmatz besonders gut im Sommer in seinem Prachtkleid, auch Hochzeitskleid genannt, zu erkennen: Dann putzt er sich nämlich heraus und trägt eine kaffeebraune Gesichtsmaske auf.

Wenn die Lachmöwe ein Hamburger Stadtteil wäre, wäre sie: die Sternschanze – laut in Gesellschaft und ein bisschen eitel.

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Die Schwarzkopfmöwe: Harte Schale, weicher Kern

Auch die Schwarzkopfmöwe versucht, ihre Größe von nur 38 Zentimetern zu kaschieren – hinter einer schwarzen Sturmhaube. Ob sie damit einen Banküberfall plant, der Antifa beitreten will oder Motorrad bei den Harley Days fährt, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass ihr Prachtkleid zu Verwechslungen mit der Lachmöwe führen kann. Allerdings ist der Kopfputz der Schwarzkopfmöwe dunkler und führt weiter bis zu ihrem Hals runter.

Jedoch scheinen sich Schwarzkopfmöwe und Lachmöwe selbst nicht ganz unterscheiden zu können – oder zu wollen. Denn wenn erstere keinen passenden Partner findet, können Mischbruten mit Lach- oder Sturmmöwen entstehen. Auch Adoptionen der Küken von Lachmöwen wurden schon beobachtet. Sehr fortschrittlich! Die Schwarzkopfmöwe ist im Winter allerdings eher selten in Hamburg anzutreffen, weil es sie dann an die Küsten West- und Südeuropas zieht. Ein echter Jetsetter also.

Wenn die Schwarzkopfmöwe ein Hamburger Stadtteil wäre, wäre sie: St. Pauli – trägt gerne Schwarz und ist offen für Vielfalt.

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Die Sturmmöwe: In Hamburg ein friedfertiger (Über-) Lebenskünstler

Die Sturmmöwe hat ihre Eitelkeiten zu Hause gelassen und braucht weder eine dunkelbraune Maske noch eine schwarze Kapuze, um aufzufallen. Sie ist nämlich von Natur aus mit rund 43 Zentimetern schon etwas größer als die Lach- und die Schwarzkopfmöwe. Mit dem schneeweißen Kopf und den rot umrandeten Augen sieht Birdy geradezu niedlich aus und ist auch ansonsten ein sehr harmoniebedürftiger Zeitgenosse. Denn sobald Sturm aufzieht, verspürt diese Möwenart den Drang, ins Binnenland zu flüchten – daher kommt angeblich ihr Name.

Außerdem ist sie sehr anpassungsfähig und gibt sich mit dem zufrieden, was sie finden kann. Und so siehst du die Sturmmöwen in Hamburg häufig mal auf Schornsteinen, Dächern, Pfählen oder Rohren brüten. Wie smart und pragmatisch von ihnen, denn natürliche Nistplätze werden zunehmend rar.

Wenn die Sturmmöwe ein Hamburger Stadtteil wäre, wäre sie: Barmbek – down to earth und genügsam.

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Die Mantelmöwe: Der Big Boss im Hamburger Hafen

Aufgrund ihrer Größe müsste man eigentlich annehmen, dass die Mantelmöwe keine Scheu hat. Sie misst locker mehr als 70 Zentimeter und ist damit die größte Möwe in Europa. Tatsächlich nehmen es mutige Mantelmöwen sogar mit Seeadlern auf und versuchen, ihnen die Beute abzujagen. Gegenüber den Menschen ist der Flattermann allerdings eher zurückhaltend und meidet sie. Die Wahrscheinlichkeit ist also nicht allzu hoch, dass du eine Mantelmöwe in Hamburg schon mal aus nächster Nähe gesehen hast. Doch es gibt sie in der Stadt – im Hafen und in Industriegebieten.

Die Mantelmöwe hat einen recht charakteristischen roten Fleck am kräftigen, gelben Schnabel. Damit ähnelt sie ein wenig der Silbermöwe, wie du weiter unten sehen wirst. Sie unterscheidet sich jedoch durch ihre breiteren Flügel und deutlich dunkleren Federn auf den Flügeldecken. Die anderen Möwenarten zollen ihr Respekt, weil der große Vogel nicht nur Eier und Jungvögel erbeutet, sondern manchmal auch Enten oder sogar seinesgleichen angreift. Fies!

Wenn die Mantelmöwe ein Hamburger Stadtteil wäre, wäre sie: Blankenese – bleibt gerne unter sich und gibt den Ton an.

https://www.instagram.com/p/CJmJQMQJt_l/

Die Silbermöwe mischt Hamburg auf: Frechdachs mit Flügeln

Wenn dir eine Möwe schon mal das Fischbrötchen aus der Hand stibitzt hat, ist es gut möglich, dass das eine Silbermöwe war. Die großen Vögel – sie können eine Größe von mehr als 60 Zentimetern erreichen – haben so gut wie keine Scheu vor Menschen und gehen bevorzugt an Häfen, auf Booten oder auch bei Sehenswürdigkeiten am Wasser auf Tuchfühlung, um Essbares zu erbeuten. Sie sind quasi die Draufgänger der Lüfte und böse Zungen würden behaupten, dass man ihnen das an ihrem durchdringenden Blick auch ansieht.

Ihr Federkleid – hellgrauer Rücken und Flügeldecken, schwarze Flügelspitzen – ähnelt dem der Sturmmöwe, doch am gelben Schnabel haben sie einen markanten roten Punkt, der sie unterscheidet. Von weiter weg sieht das so aus, als ob sich die Silbermöwen einen Knutschmund mit rotem Lippenstift aufgemalt hätten. Steckt also doch ein wenig Eitelkeit hinter dem Rowdy-Image? Jedenfalls kann man sagen, dass Silbermöwen treue Tiere sind. Partner erkennen sich am Ruf wieder, sogar in einer riesigen Kolonie.

Wenn die Silbermöwe ein Hamburger Stadtteil wäre, wäre sie: Billstedt – Street Credibility trifft auf Familienvogel.

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