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Gesetzliche und private Krankenversicherung: Was ist das eigentlich?
In Deutschland müssen alle Bürger:innen krankenversichert sein. Es stellt sich also nicht die Frage, ob man in eine Krankenversicherung möchte, sondern vielmehr in welche. Denn auch in dieser Hinsicht ist Deutschland einzigartig: In keinem weiteren Land in Europa existieren parallel 2 verschiedene Systeme der gesundheitlichen Absicherung.
Neben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die grundsätzlich jede:n Bürger:in aufnehmen muss, gibt es nämlich noch die private Krankenversicherung (PKV). Auch wenn beide Modelle die Absicht haben, ihre Versicherten für den Fall einer Erkrankung oder für Routinebesuche bei Ärzt:innen finanziell abzusichern, unterscheiden sie sich in wesentlichen Punkten.
Private und gesetzliche Krankenversicherung: Was sind die Unterschiede?
In Deutschland sind rund 90 % der Bevölkerung in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Die GKV ist ein System, in das die Bürger:innen Beiträge entsprechend ihres Einkommens einzahlen und die Leistungen für alle gleich sind.
Die restlichen 10 % sind in einer privaten Krankenversicherung versichert. In der PKV können Kund:innen nicht nur zwischen vielen Anbietern wählen, sondern auch niedrigere oder höhere Leistungen wählen, als die gesetzliche Krankenversicherung vorsieht. Wer den Schritt in die PKV geht, übernimmt die volle Verantwortung für den eigenen Versicherungsschutz und dafür, die Beiträge lebenslang aufbringen zu können.
Ein Überblick über die beiden Systeme kann bei der Entscheidung helfen, welche Form der Krankenversicherung die richtige für dich ist.
Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung
Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind zu mehr als 90 % gesetzlich vorgeschrieben. Unterschiede im Leistungsspektrum sind von Kasse zu Kasse im kleinen Umfang möglich, beispielsweise bei Zahnreinigungen oder ähnlich kleinen Behandlungen.
Die vorgeschriebenen Leistungen können vom Gesetzgeber allerdings jederzeit geändert oder gestrichen werden. Versicherte der GKV dürfen sich nur von Ärzt:innen mit Kassenzulassung behandeln lassen. Angestellte erhalten außerdem ab der 7. Krankheitswoche Krankengeld.
Als Patient:in hast du in der GKV nichts mit dem Abrechnungsprozess zu tun. Du erhältst Behandlungen und Medikamente ohne Rechnung über die Versichertenkarte und zahlst nur die gesetzlichen Zuzahlungen auf sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (iGeL).
Leistungen der privaten Krankenversicherung
Als Kund:in einer privaten Krankenversicherung kannst du Art und Umfang der Leistungen vertraglich mit dem Versicherer festlegen. Zu den häufigsten Vorteilen der privaten Krankenkasse zählen zum Beispiel Chefarztbehandlung oder ein Einzelzimmer im Krankenhaus.
Du kannst aber auch, auf eigene Gefahr, ein deutlich reduziertes Leistungsspektrum wählen, als es der Gesetzgeber in der gesetzlichen Krankenversicherung vorsieht. Die vereinbarten Leistungen sind in jedem Fall bis an dein Lebensende garantiert.
Wenn du als Privatpatient:in behandelt wirst, erhältst du von den Ärzt:innen eine Rechnung, die du erstmal selbst bezahlen musst. Später kannst du dir das Geld dann bis zur vertraglich vereinbarten Summe zurückholen. Du musst es also erstmal auslegen. Grundsätzlich darfst du dich als Privatpatient:in von allen Ärzten und Ärztinnen behandeln lassen, auch von denen ohne Kassensitz.
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Beiträge der GKV
Der Beitrag der gesetzlichen Krankenversicherung richtet sich nach dem Einkommen der Versicherten bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Sinkt das Einkommen, sinkt dementsprechend auch der Beitrag.
Wenn der allgemeine Beitragssatz der Krankenkassen steigt, oder die Krankenkasse, bei der du versichert bist, ihre Beiträge erhöht, steigt auch dein zu zahlender Beitrag. Für Gutverdienende steigt der Beitrag außerdem jährlich aufgrund der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Sollte deine Krankenkasse den individuellen Zusatzbeitrag erhöhen, hast du übrigens ein Sonderkündigungsrecht.
Je nach Krankenkasse liegen die Arbeitnehmer-Anteile an den Krankenkassenbeiträgen derzeit bei zwischen 7,5 % und 8,5 %.
Beiträge der PKV
Der Beitrag der privaten Krankenversicherung ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So sind unter anderem der Leistungsumfang sowie das Eintrittsalter und der Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss von Relevanz. Der Beitrag sinkt demzufolge auch nicht, wenn das Einkommen sinken sollte.
Der Beitrag der PKV steigt immer dann, wenn die Ausgaben des Versicherers oder die Lebenserwartung der Kund:innen deutlich von den Werten abweichen, mit denen der Versicherer kalkuliert hatte.
Für einen guten Tarif der privaten Krankenversicherung solltest du in jungem Alter um die 250 bis 400 € pro Monat einplanen.
Vorteile der PKV | Nachteile der PKV |
Bei Beitragserhöhungen sind die Leistungen stets anpassbar, um Mehrkosten zu vermeiden | Jedes Familienmitglied muss eigenen Beitrag zahlen |
Individuell frei wählbare Leistungen | Höhere Beiträge im Falle einer Vorerkrankung |
Oftmals kürzere Wartezeiten als gesetzlich Versicherte | Wechsel in die GKV oftmals nur erschwert |
Beitragsrückerstattungen im Falle von Nichtinanspruchnahme der Leistungen möglich | Rechnungen müssen in den meisten Fällen erstmal selbst übernommen werden |
Vertraglich zugesicherte Leistungen bleiben ein Leben lang erhalten | Gesundheitsprüfung von Aufnahme in die PKV |
Möglichkeit des Selbstbehalts, um Beitragssumme zu senken | Beiträge steigen im Alter enorm |
Höheres Einkommen ist für Beitragssätze unerheblich |
Wird die PKV im Alter teurer?
Während sich der Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung am Einkommen bemisst, zählen bei der privaten Krankenkasse Kriterien wie Alter und Vorerkrankungen.
Junge Menschen zahlen in der PKV oftmals geringere Beiträge, als in der GKV, bei breiterem Leistungsspektrum. Im Alter steigen die zu leistenden Zahlungen dann allerdings meist sprunghaft. Grund dafür ist die vorwiegend höhere Frequenz an Arztbesuchen und die Schwere der Erkrankungen.
Viele PKV-Anbieter legen zwar einen Teil der Beiträge der Versicherten zurück, diese sogenannten Altersrückstellungen decken allerdings nur einen Teil der Mehrkosten, die durch das höhere Alter entstehen.
Auch in der Rentenphase, wenn dein Einkommen geringer ist, steigen die Krankenkassenbeiträge trotzdem weiter. Lass dich also von vermeintlich niedrigen Beiträgen im jungen Alter nicht blenden und wäge deine Entscheidung gründlich ab.
Wechsel von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung
Ein weiterer Grund, weshalb du dir den Wechsel in die PKV gut überlegen solltest ist, dass es eventuell kein Zurück mehr gibt. Denn der Gesetzgeber hat hohe Hürden für einen Wechsel von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung gesetzt, damit gesunde Gutverdiener:innen nicht in jungen Jahren die PKV wählen und dann, um Geld zu sparen, im Alter in die GKV wechseln.
Für Kund:innen, die älter als 55 Jahre sind, ist der Wechsel zurück in die GKV zum Beispiel so fast unmöglich. Selbst bei Arbeitslosigkeit und immer weiter steigenden Beiträgen. Deshalb solltest du dir einmal genau ausrechnen, ob du dir die Krankenkassenbeiträge dein Leben lang leisten kannst und dir zusätzlich ein Finanzpolster aufbauen, um Rücklagen für medizinisch intensive Jahre zu haben.
Für wen eignet sich die GKV, für wen die PKV?
Wie bei vielen Dingen im Leben gibt es auch bei dieser Fragen kein klares richtig oder falsch. Denn auch wenn lange Wartezeiten bei Ärzt:innen in der gesetzlichen Krankenversicherung lästig sein können: Eine private Krankenversicherung ist nicht gleich besser.
Ein PKV-Tarif lockt zwar mit schillernden Leistungen, ist aber auch dementsprechend teuer. Du solltest dir also sicher sein, dass du die Beiträge auch ein Leben lang erbringen kannst. Für Angestellte und Selbstständige mit mittlerem Einkommen ist zu empfehlen, sich lieber gesetzlich zu versichern und den Versicherungsschutz durch Krankenzusatzversicherungen aufzustocken.
Für Student:innen und Azubis lohnt es sich außerdem, wenn die Eltern Mitglied in der GKV sind, da so bis zum 25. Lebensjahr eine beitragsfreie Familienversicherung möglich ist.
Für Beamt:innen lohnt sich aufgrund der Zuschüsse vom Staat jedoch meist eher eine private Krankenversicherung.
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