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Es begann mit einer Geschäftsidee. Eigentlich wollte der Hamburger Unternehmer Andreas Giesen (59) Trüffel züchten. Dafür kaufte er zehn Hektar Acker in der Pampa von Mecklenburg-Vorpommern. Doch das mit den Trüffeln wurde nichts. Was also tun mit dem Land? Der frischgebackene Großgrundbesitzer sattelte um. Er gründete den Verein „Wilder Wald“ und schuf einen ganz besonderen Ort.
Andreas hatte das Angebot 2006 in der Zeitung entdeckt. Zehn Hektar Acker mit ein bisschen Wald waren zu verkaufen – nahe Kirch Jesar. Ein Ort in Mecklenburg-Vorpommern, der etwa eine Autostunde von Hamburg entfernt liegt und noch zur Metropolregion gehört. „Schon immer wollte ich selber Wald besitzen“, sagt der Mann aus Nienstedten. Und er hatte die Idee, Trüffel zu züchten. Allerdings war der PH-Wert des Bodens dafür nicht geeignet.
Die Natur kommt alleine klar
Das stellte er jedoch erst nach dem Kauf fest. „Das war jetzt nicht so schlau. Aber egal“, sagt Andreas grinsend. Die nächste Idee war, Nordmanntannen zu pflanzen und zu verkaufen. Doch der sandige, trockene Boden sorgte für traurige Bäume. Und noch traurigere Besitzer. In dieser Zeit stellten Andreas und seine Familie jedoch fest, dass es am besten funktioniert, wenn man nicht in die Natur eingreift. „Etliche Bäume kamen von ganz alleine. Also war klar, wir vergessen diesen ganzen monetären Krempel und lassen es einfach wachsen.“
Auf einmal ging es nicht mehr darum, Geld zu verdienen. Sondern einen Beitrag für Klimaschutz und Biodiversität zu leisten. Für Andreas, der Inhaber einer Agentur für Verpackungsdesign ist und Bücher schreibt, im Nachhinein ohnehin der bessere Weg. Er kennt sich aus mit dem Wald, ist ausgebildeter Jäger, Falkner und Imker.
4300 Pflanzenarten, 6700 Tierarten
Und seit Jahrzehnten Mitglied im Nabu. Schon als Grundschüler stapfte er mit seinem Fernglas nahezu täglich die drei Kilometer vom Haus in Krefeld in den Wald. Er liebte das Rauschen der Blätter, den Gesang der Vögel, das durch das Blätterdach fallende Licht. In einer Voliere zog er Vögel groß. Und eignete sich viel Wissen an.
„In einem aktiven, wilden Wald gibt es etwa 4.300 Pflanzenarten und 6.700 Tierarten. Die Durchschnittstemperatur ist bis zu drei Grad geringer als in monotonen Nadelwäldern und sogar vier bis acht Grad geringer als in der Stadt“, erklärt Andreas. Eine 150 Jahre alte Buche produziere täglich rund 11.000 Liter Sauerstoff. Das entspricht einem Tagesbedarf von etwa 26 Menschen. „Allerdings produzierte in 2023 jeder Deutsche, unter anderem durch seine Mobilität, durchschnittlich 7,3 Tonnen Kohlendioxid im Jahr.“ Bedeutet: Wenn der Mensch 100 Jahre alt wird, seien etwa 290 alte Laubbäume notwendig, um seinen CO2-Verbrauch zu kompensieren. „Das ist eine Menge Holz“. Holz, dass Andreas und seine Mitstreiter pflanzen wollen.
Schon 20.000 Bäume gepflanzt
Vor drei Jahren wurde der Verein „Wilder Wald“ gegründet. Andreas kaufte Kiefernwälder dazu, zäunte alles wegen des hohen Dammwildbestands ein und pflanzt seitdem mit den mittlerweile 30 Mitgliedern wilden Wald „im Halbschatten der Kiefern.“ Jeden Herbst werden 1000 bis 5000 zwei- bis dreijährige Laubbäume aus der Region gepflanzt, wie Stieleichen, Bergahorn, Sommerlinden und Esskastanien. Für Andreas „die schönsten Tage des Jahres“.
Rund 20.000 Bäume hat der Verein bereits gepflanzt – auf mittlerweile 32 Hektar Land. Andreas großer Wunsch: Er möchte dort wilden Wald pflanzen, wo er lebt und wo der Verein sitzt. In Hamburg. „Wenn es eine Firma gibt, die zum Beispiel einen alten Parkplatz oder ähnliches hat, wären wir dankbar.“ Er würde gerne mit Schulen kooperieren, um den Kindern die Natur näherzubringen. „Ich fühle mich dem Wald nicht nur verpflichtet, sondern fühle mich dort auch richtig wohl. Das würde ich den Kindern gerne näherbringen und ihnen zeigen, von welch großer Bedeutung der Wald ist.“
Andreas ist stolz auf das, was er gemeinsam mit seinem Team mit dem aus Spenden finanzierten Verein geschaffen hat. Aus den staubigen Äckern sind kleine Naturparadiese geworden – in denen heute Eidechsen, Eulen, Ringelnattern, Dachs und Fuchs leben. Und die vor allem unser Klima schützen und Biodiversität fördern.
Neue Bäume für noch mehr wilden Wald
Gutes verdient Unterstützung. Mit der Aktion „Die Bessermacher“ wollen wir nicht nur engagierte Menschen zeigen. Die Projekte bekommen auch finanzielle Hilfe und langfristige Unterstützung. Der Verein „Wilder Wald“ möchte weitere Bäume für die Pflanzaktionen kaufen. „Denn jeder Baum zählt“, sagt Gründer Andreas Giesen. Die Haspa kümmert sich um die Finanzierung mit Fördermitteln aus dem Haspa LotterieSparen. Zudem wird die Haspa Blankenese die Filialpatenschaft übernehmen. „Beim Klimaschutz ist Handeln besser als Reden. Hier wird ein echter Beitrag geleistet. Absolut unterstützenswürdig“, sagt Tibor Schöninger, Haspa-Kundenbetreuer von Giesen.
Text: Wiebke Bromberg
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