Oft sind es die alltäglichen Dinge, die zu komplizierten Hürden werden können. Während es für die meisten Menschen beispielsweise keinen größeren Aufwand bedeutet, eine neue Girocard für ihr Konto zu bekommen, kann eine Transition für die Betroffenen zu unangenehmen Situationen führen. Steht im Ausweis noch der abgelegte Deadname, obwohl er der gelebten Identität nicht mehr entspricht, kann das zu Problemen führen. „Banken haben zum Schutz der Einlagen und zur Sicherstellung der Finanzsysteme sehr viele gesetzliche Vorschriften“, erläutert Carsten Latzin, Marketingmanager bei der Haspa. „Wir müssen die Konten auf die im Ausweis angegebenen Namen eröffnen und führen. Die Prüfung und Hinterlegung der Ausweisdaten ist bei uns gesetzlich vorgeschrieben.“ Und nur diese dürfen für die Einrichtung eines Kontos verwendet werden. Trotzdem können durchaus individuelle Lösungen gefunden werden – zum Beispiel beim Schriftverkehr oder auf den Zahlungskarten.
Das Problem taucht zwar nicht täglich im Kund:innengeschäft auf, aber es ist da. Rund 4.400 Menschen verschiedener Herkunft und Identitäten arbeiten bei der Haspa, die mit rund 1,5 Mio. Kund:innen auch die gesamte Vielfalt der Stadt und des Umlands abbildet. „Während viele unsere Kolleg:innen schwule oder lesbische Kund:innen haben und kennen, gibt es viel weniger trans Kund:innen“, berichtet Manuel Ehrich. Der Kundenberater weiß, dass es vielen seiner Kolleg:innen hier an persönlichen Erfahrungen im Umgang fehlt. „Der Unterschied bei uns ist, dass wir uns als persönliche Bank individuell vernetzen und beraten, um den Kund:innen zu helfen.“ Eine wichtige Rolle spielt dabei Haspa Pride, das queere Mitarbeiter:innen-Netzwerk. „Das wichtigste ist hierbei die Sichtbarkeit. Keiner muss und soll sich verstecken müssen“, so Manuel Ehrich.
Das hat viel bewegt. „Eine Bank ist natürlich vom Ursprung her eher konservativ – die Krawattenträger, die aufs Geld aufpassen. Ich würde sagen, vor 20 Jahren wurde Schwul- oder Lesbischsein eher totgeschwiegen. In den letzten 10 Jahren haben wir aber große Steps in Sachen LGBTQ+ gemacht“, betont Carsten Latzin. Das Hissen der Regenbogenflagge zum CSD war ein Anfang. Dazu kamen zwar zunächst nur die queeren Beschäftigten zusammen. Aber auch im Intranet wurde darüber berichtet. „LBGTQ+-Mitarbeiter:innen brauchen schließlich positive Bespiele, damit sie sich zum Schritt der Sichtbarkeit trauen. Nur dann können sie sich auch im Beruf völlig frei entfalten.“
Auch der Vorstand denkt divers
Inzwischen lassen es sich auch die Vorstands- und Führungspersönlichkeiten nicht nehmen, beim Flaggehissen dabei zu sein und sich zum Thema Diversity in der Haspa zu bekennen. „Unser Personalbereich hat inzwischen Mitarbeiter:innen benannt, die sich des Themas annehmen und aktiv überlegen, welche Maßnahmen die Vielfalt in unserer Bank fördern können“, betont Manuel Ehrich. „Dadurch, dass wir im Hause recht offen mit dem Thema umgehen, haben natürlich auch viele Kolleg:innen, die nicht queer sind, die Berührungsängste verloren und gehen offen in den Dialog. Das kommt in der Beratung natürlich auch queeren Kund:innen zugute. Hier muss sich niemand mehr verstellen oder extra die Filiale in der Langen Reihe aufsuchen.“
Aber auch noch nicht offen auftretende Mitarbeiter:innen könnten so sehen, dass die Führung hinter ihnen stehe und sie keine Angst haben müssten. Beim CSD ist die Haspa seit vielen Jahren aktiv und als Sponsor dabei. Ein wichtiges Zeichen, denn als Hamburgs führendes Geldinstitut setzt sie damit ein deutlich wahrnehmbares Signal in die Stadt hinein. Auch in diesem Jahr wieder, wo das Thema Selbstbestimmung ganz oben auf der Agenda steht. „Die Haspa steht hinter dem Motto und wird es auch zur Demo gemeinsam mit Hamburg Pride unterstützen“, unterstreicht Carsten Latzin. „Und auch dieses Jahr freuen wir uns sehr, dass wir mit Hamburg Pride auf dem Truck ganz vorn bei der Demo dabei sein können und die Haspa zeigt, dass sie voll hinter dem Thema Diversity steht.“
Für mehr Anerkennung und Respekt
Unter der Schirmherrschaft von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin, Katharina Fegebank, startete im Juni 2022 die Initiative „WELCOMING OUT“. Sie hat das Ziel, bestehende Vorurteile und Ängste vor Benachteiligung durch Coming-out am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft abzubauen.
Die Haspa ist zusammen mit anderen Hamburger Großunternehmen als „Patron“ mit an Bord, um die Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Betrieb und in ihrem Umfeld zu fördern.