Vorsorgevollmacht mal anders: Warum es für dich so wichtig ist

Vorsorge für den Ernstfall: Generalvollmacht

Eine Generalvollmacht ist ein rechtliches Dokument, welches einer Person die Befugnis gibt, im Namen einer anderen Person (dem/der Vollmachtgeber:in) (fast) alle finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten zu regeln. Aus diesem Grund ist es auch besonders wichtig, dass du mit Bedacht deine Generalvollmacht vergibst. Einer Person, der/dem du dein Leben anvertraust! Wem das zu weit geht, kann die Vollmacht auf bestimmte Aufgaben, Angelegenheiten oder Zeiträume beschränken. In allen Fällen ist es sinnvoll: eine (General-) Vollmacht notariell erstellen zu lassen.

Kontinuität der Finanzangelegenheiten

Eine Generalvollmacht ermöglicht es einer von dir benannten Vertrauensperson, deine finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten zu regeln, wenn du aufgrund von Krankheit, Abwesenheit oder eines Unfalles nicht in der Lage bist, diese eigenständig durchzuführen. Dies ist besonders wichtig, damit sichergestellt werden kann, dass Rechnungen bezahlt werden, dein Einkommen verwaltet wird und finanzielle Verpflichtungen erfüllt werden können.

Schutz vor Betrug

Mit einer Generalvollmacht kann eine von dir ernannte Person in deine finanziellen Angelegenheiten eingreifen. Deshalb solltest du absolutes Vertrauen zu dieser Person haben und keinesfalls leichtfertig eine solche Vollmacht erteilen. Denn wenn du z. B. nach einem Unfall im Koma liegst, könnte der/die Bevollmächtigte auch dein Auto oder deine Wohnung verkaufen. Fragen, ob das okay ist, kann dich in diesem Zustand ja keiner. Andererseits minimiert die Vollmacht auch die Gefahr, dass sich andere unberechtigt an deinem Eigentum vergreifen, solange du dich selbst nicht kümmern kannst. Denn nur der/die Bevollmächtigte darf für dich handeln. Diese Person kann auch prüfen, dass es keine unberechtigten Abbuchungen von deinem Konto gibt und sicherstellen, dass wichtige Zahlungen geleistet werden.

Wir haben dir Tipps zusammengestellt, wie du dich vor den unzähligen Betrugsmaschen schützen kannst.

Vermeidung von Gerichtsverfahren

Wenn du keine Generalvollmacht erstellt hast, müsste im Falle einer Unfähigkeit oder Abwesenheit unter Umständen ein zeitaufwändiges Gerichtsverfahren zur Einrichtung einer rechtlichen Betreuung oder Vormundschaft durchlaufen werden. Wenn ein/e Betreuer:in zugeordnet wird, bekommt diese/r ca. 200 bis 300 € monatlich. Dies verursacht ebenfalls weitere laufende Kosten. Dieser gesamte Prozess ist sehr kostenintensiv und lässt sich mit einer Einrichtung der Generalvollmacht ganz einfach optimieren.

Patientenverfügung

Neben der General- und Vorsorgevollmacht gibt es die Patientenverfügung. Darin legst du selbst heute fest, welche Maßnahmen Ärzt:innen und Pfleger:innen im Falle von Krankheit oder Unfall ergreifen dürfen und welche nicht, wenn du selbst die Entscheidung nicht treffen kannst. In der Patientenverfügung verschriftlichst du deine Wünsche bezüglich Krankheits- und altersbedingtem Gesundheitszustand. Die bevollmächtigte Person darf hierbei nur deine dort geäußerten persönlichen Wünsche ausführen. Zudem werden Ärzt:innen von ihrer Schweigepflicht entbunden, sodass die von dir eine ernannte bevollmächtigte Person Auskünfte über deinen Gesundheitszustand bekommen darf.

Einhaltung deiner Wünsche: Je klarer und detaillierter deine Wünsche schriftlich festgehalten werden, desto einfacher haben es deine ernannten Bevollmächtigten, diese gegenüber Ärzt:innen und Pfleger:innen durchzusetzen.

Da du in einer Patientenverfügung nie alle medizinischen Eventualitäten aufzählen kannst, wird diese meist mit einer Vorsorgevollmacht verknüpft. Auf diese Weise kann der/die Bevollmächtigte in deinem Sinne Entscheidungen treffen, die ggf. in deiner Liste fehlen.

Vorsorgevollmacht: Gesundheit und Vorsorge

Die Vorsorgevollmacht, auch bekannt als Gesundheitsvollmacht, ist ebenfalls ein rechtliches Dokument, bei dem du einer anderen Person, die Befugnis erteilst, dass sie/er im Notfall für dich medizinische und gesundheitliche Entscheidungen treffen darf. Dieser Fall trifft ein, wenn du aufgrund von Krankheit, Verletzung oder anderen Umständen nicht in der Lage sein solltest, eigene Entscheidungen treffen zu können.

• Medizinische Entscheidungen: Mit einer Vorsorgevollmacht kannst du im Voraus festlegen, wer medizinische Entscheidungen für dich treffen soll, wenn du selbst nicht mehr in der Lage dazu bist. Darunter fallen die Auswahl von Behandlungsarten, das Verabreichen von Medikamenten, die Ablehnung lebenserhaltender Maßnahmen und die Bestimmung darüber, ob deine Organe gespendet werden sollen.

Kontovollmacht: Sei bestens ausgestattet

Kontovollmacht (bis zum Tod)

Du kannst einer dir vertrauten Person eine Kontovollmacht geben. Für welche und wie viele deiner Konten entscheidest du ganz alleine. Somit kann die Person jederzeit an deine freigegebenen Konten herankommen. Eine Kontovollmacht gibt dem/der Bevollmächtigten allerdings keine Eigentumsrechte an deinen Geldern auf dem Konto. Als Kontoinhaber:in behälst du weiterhin die volle Kontrolle über dein Konto und du kannst die Kontovollmacht jederzeit widerrufen. Eine Kontovollmacht ist sehr sinnvoll, wenn du deine Bankgeschäfte aus verschiedenen Gründen einmal nicht mehr selber tätigen kannst. Ebenfalls kannst du eine Kontovollmacht dafür nutzen, um Familienitgliedern Zugang zu deinem Konto zu gewähren, damit finanzielle Angelegenheiten geregelt werden können. Es ist ratsam bei der Erteilung einer Kontovollmacht sehr vorsichtig zu sein! Die bevollmächigte Person sollte bedacht auserwählt werden. Wähle eine dir nahestehende Person, der du vollkommen vertraust.

Tipp: Du willst konkretere Infos? Schau bei unserem Artikel zur Bankvollmacht vorbei.

Kontovollmacht (über den Tod hinaus): volle Absicherung

Du kannst natürlich auch eine Kontovollmacht vergeben, die über deinen Tod hinaus geht. Diese läuft dann einfach weiter und endet nicht automatisch. Zu den Vorteilen einer zeitlich unbegrenzten Kontovollmacht gehören die Nachlassregelung, Vermeidung von Problemen und die Unterstützung von den hinterbliebenden Angehörigen.

Elternvollmacht: Flexibel agieren

Im Normalfall verfügen bei Minderjährigen beide Elternteile über eine gemeinsame Vollmacht für die Konten ihrer Kinder. Dies bedeutet, dass für alle Handlungen beide Elternteile zustimmen müssen. Dies kann natürlich anstrengend werden, wenn immer alle Beteiligten anwesend sein müssen. Um diesen Prozess etwas flexibler zu gestalten, gibt es die sogenannte Elternvollmacht. Somit müssen nicht immer beide Elternteile anwesend sein und die beiden Erziehungsberechtigten können einander bevollmächtigen. Ob ein einzelnes oder gemeinsames Vertretungsrecht gelten soll, kann individuell entschieden werden.

Testament & digitaler Nachlass

Testament

Ein Testament ist eine Möglichkeit, deinen letzten Willen zu bestimmen. Du fragst dich, wofür ausgerechnet du ein Testament brauchst? Ein Testament ist wichtig, egal in welchem Alter. Ab dem Zeitpunkt, an dem deine Eltern nicht mehr für dich Entscheidungen treffen und du volljährig bist, ist ein Testament beziehungsweise eine Testamentsvollstreckung sinnvoll.

Vermögensverteilung: Ein Testament ermöglicht dir festzulegen, wie dein Vermögen nach dem Tod aufgeteilt werden soll. Dies ist besonders wichtig, wenn du bestimmen möchtest, welche Familienangehörigen, Freund:innen, Partner:in oder gemeinnützigen Institutionen, dein Vermögen erhalten sollen.

Vermeidung von Streitigkeiten: Ein klar formuliertes Testament kann dazu beitragen, Streitigkeiten und Konflikte unter deinen Hinterbliebenen zu verhindern. Ohne ein Testament könnte es zu Unsicherheiten und Auseinandersetzungen bei den Hinterbliebenen kommen.

Vormundschaft für minderjährige Kinder: Wenn du minderjährige Kinder hast, könntest du in deinem Testament einen Vormund benennen, der sich um deine Kinder kümmert, falls beide Elternteile versterben sollten. Dies ermöglicht es dir, sicherzustellen, dass deine Kinder in guten Händen sind.

Steuerliche Vorteile: Ein gut durchdachtes Testament kann dazu beitragen, die steuerlichen Auswirkungen deines Nachlasses zu optimieren und deine Erben dementsprechend vor übermäßigen Steuerbelastungen zu schützen.

Sicherheit und Frieden: Das Wissen, dass deine Angelegenheiten geregelt sind und deine Wünsche berücksichtigt werden, kann dir und deinen Lieben Sicherheit und Frieden geben.

Digitaler Nachlass

Du bist fleißig auf den sozialen Medien unterwegs? Sehr cool, aber was passiert mit deinen Zugängen und Daten, falls dir einmal etwas passieren sollte? Ohne ein digitales Testament bzw. einen digitalen Nachlassverwalter kann niemand an deine Kanäle und deine Wünsche ausführen. Hast du vielleicht einen coolen Blog, der dir am Herzen liegt und soll dieser nach deinem Tod weiter online bleiben? Du kannst auch innerhalb deines Testamentes entscheiden, was und wie viel von dir weiterhin online bestehen bleiben soll. Außerdem können deine Kanäle und E-Mail-Adressen überall gelöscht werden, wenn du das möchtest.

Dafür solltest du eine Liste mit allen Accounts und Webseiten sowie den zugehörigen Zugängen erstellen. Egal, ob auf dem Papier oder elektronisch auf einem USB-Stick: Die Liste gehört sicher verwahrt und nur dein/e digitale/r Nachlassverwalter:in sollte wissen, wie und wo sie/er die Liste im Bedarfsfall finden kann.

Du möchtest noch mehr über das Thema erfahren?

Dann haben wir die passenden Veranstaltungen für dich: Am 08.11.2023 in Allermöhe zum Thema Erben & Vererben sowie Erben, Vererben, Vollmachten am 15.11.23 um 18.00 Uhr in Bramfeld. Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, solltest du dich schnell anmelden. Schau aber gern öfter mal bei den Haspa Veranstaltungen rein, da auch in Zukunft andere Filialen solche und ähnliche Veranstaltungen anbieten.

Wir verweisen vorsorglich immer an passende Ansprechpartner:innen, Rechtsanwält:innen oder Notar:innen und Steuerberater:innen. Die Hamburger Sparkasse darf keine Rechtsberatungen oder Steuerberatungen durchführen, sondern lediglich Signale und allgemeine Informationen geben.