Der gemeinnützige Verein Welcome Werkstatt e.V. ist die erste inklusive offene Stadtteilwerkstatt in Hamburg-Nord. Aktuell sind es rund 70 Mitglieder, die sich hier aktiv engagieren. Aktiv im doppelten Sinne. Zum einen nutzen sie die Ausstattung der Werkstatt selbst, weil sie lieber reparieren als wegschmeißen oder gern Handwerkliches ausprobieren. Zum anderen weisen sie interessierte Neulinge ein, die sich mit Werkzeugen und Materialien noch nicht so gut auskennen.
Die Werkstatt wird ausschließlich ehrenamtlich durch die Mitglieder organisiert. Sie lebt davon, dass sich alle dort engagieren. Die Idee hinter der Werkstatt ist auf Kommunikation ausgerichtet, und schon der Name des Vereins ist eigentlich eine Einladung. Komm vorbei, du bist willkommen, wir stellen Platz und Werkzeug bereit – hier kannst du dich handwerklich austoben und mit Gleichgesinnten austauschen. Die Welcome Werkstatt lädt dazu ein, bewusster mit Material und Ressourcen umzugehen. Weniger kaufen, mehr reparieren! Es geht hier ums Gemeinwohl, Tüfteln und handwerkliche Talente.
Das Zuhause des Vereins ist die alte Barmbeker Feuerwache in der Bachstraße. Hier, mitten in Barmbek, geht es auch um gute Nachbarschaft und die Verbundenheit mit der Ecke, aus der man kommt. Das beweist auch der Caféraum, den man sich mit den Autonomen Jugendwerkstätten (AJW) im Haus teilt. Die Kernzeiten in der Welcome Werkstatt sind nachmittags und am Wochenende.
Ein Kommen und Gehen in Selbstverwaltung
In der offenen Werkstatt kann jeder nach seinen Fähigkeiten kreativ werden, basteln, reparieren, tüfteln und konstruieren. Es gibt viel Platz an den Werkbänken und gutes professionelles Werkzeug, um die verschiedensten Projekte umzusetzen. Alle 2 Wochen samstags, von 14.00 bis 18.00 Uhr, kann jeder in der Werkstatt vorbeikommen und eigene Projekte verwirklichen.
Um sicherzugehen, dass ein Platz frei ist, meldet man sich am besten vorher kurz an. Mitglieder stimmen ihre Werkzeiten online über den offenen Kalender ab. Diese Selbstverwaltung funktioniert ganz gut, findet Vorstandsmitglied Benjamin Bunzel: „Wir müssen dabei allerdings aufpassen, dass weder unter- noch überbelegt wird. Die Resonanz auf unsere Angebote ist hoch, Leerlaufzeiten finden wir schade. Am besten sollte auch immer einer der alten Hasen hier vor Ort sein.“
In Zukunft auch mit Oberfräse
Rüdiger Hahnkow von der Haspa Winterhude ist Ansprechpartner des Vereines für den Zukunftsmacher-Zuschuss. Er freut sich über die soziale Funktion der Werkstatt mindestens genauso wie über die Anschaffung, die dafür gemacht wurde. Er darf sie nämlich ausprobieren. „Okay, Fräsen kennt man. Aber das hier ist schon eine ganz andere Nummer. Die führt man per Hand, und Ungenauigkeiten in der Führung gleicht die Maschine in Echtzeit aus. Ich würde sagen: Da kann nix schiefgehen.“
Soviel Präzision in der Holzbearbeitung ist kein Selbstzweck. Warum das so ist, erklärt Neumitglied Johannes, der die Maschine betreut. „So eine Shaper-Oberfräse arbeitet superexakt. Logisch, dass man dafür eine Einweisung braucht. Für uns ist sie so wertvoll, weil sie zu perfekten Ergebnissen führt. Im Möbelbau zum Beispiel. Hier entstehen Werkstücke, mit denen man hinterher zufrieden ist.“
Werkeln und Tüfteln sind sinnstiftend
Handwerkliches Schaffen ist für viele Menschen eine sinnstiftende Freizeittätigkeit. Sei es als Ausgleich zum stressigen Bürojob oder nach dem Austritt auf dem klassischen Berufsleben. Um individuelle Ideen umzusetzen, brauchen Hobbybastlerinnen und Hobbybastler jedoch Platz für Werkbänke, Maschinen und Werkzeug. In einer dicht besiedelten Stadt wie Hamburg und seinen Stadtwohnungen fehlt dafür aber oft der Platz. Deshalb bietet die Welcome Werkstatt Menschen mit Freude am Selbstgebauten viel Raum und Möglichkeiten.
Der nachhaltige Umgang mit Materialien wie Holz wird angeregt und vorgelebt, Fachwissen und gute Tipps untereinander weitergereicht. Für Gäst:innen ist der Verein offen. Gegen eine Gebühr in die Vereinskasse sind diverse Nutzungsmöglichkeiten vereinbar.
Das Motto ist: Reparieren statt wegwerfen
Zum Repair Café des Vereins kommt man einfach mit seinem defekten Gerät oder Kleinmöbelstück vorbei. Bei Fahrrad oder Textilreparaturen geht es vor allem darum zu lernen, wie man sich selbst helfen kann. Erfahrene Helferinnen und Helfer stehen dabei zur Seite. So bewahrt man den Planeten gemeinsam vor weiterem Wegwerfmüll und unnötigem Elektroschrott. Nebenbei werden noch Kosten für eine Neuanschaffung gespart, und Dazulernen hat bekanntlich noch nie geschadet. Zur Stärkung gibt es Limo, Kaffee und Kuchen. Die Kaffeemaschine ist kaputt? Kein Problem, dann wird sie eben repariert.
Gemeinsam für die Zukunft unserer Stadt
Im Magazin „Hamburgs Zukunftsmacher“ stellen wir stellvertretend für viele weitere 18 Projekte aus unserer Region vor, die die Haspa zum Teil bereits seit Jahren fördert.
Text: Uwe Rehkop (rehkopftext)